Tipp der Woche: Vorsicht, zerbrechlich!

Nr. 35 –

Still: «III» von Marta Pajek

Sein wahnwitzig abgedrehter Traumthriller «Paprika» gilt vielen als Blaupause für Christopher Nolans «Inception», und in seinem gar nicht besinnlichen Weihnachtsmärchen «Tokyo Godfathers» schickte er eine zerlumpte Ersatzfamilie samt Dragqueen durch die Nacht: Satoshi Kon (1963–2010), selber eine Art Godfather anspruchsvoller Animes. Rund um einen neuen Dokumentarfilm über den viel zu früh verstorbenen Regisseur zeigt nun das Animationsfilmfestival Fantoche in Baden eine kleine Werkschau mit vier seiner wichtigsten Langfilme.

Festivalleiterin Annette Schindler gibt dort nach zehn Jahren den Stab an Ivana Kvesic weiter, in ihrer letzten Ausgabe spürt sie im Bewusstsein der Pandemie auch den verlorenen oder brüchig gewordenen Gewissheiten unserer Zeit nach. «Un monde fragile» heisst dieser thematische Fokus, der im Kleinen wie im Grossen die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz vor Augen führt: von den beklemmend intimen Zeichnungen in Marta Pajeks «III» bis zu «Pile» von Toby Auberg, der mal eben die ganze Weltwirtschaftsgeschichte zu einem monströsen computeranimierten Haufen auftürmt.

Ein weiteres Spezialprogramm ist der Trickfilmszene in Ungarn vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gewidmet, und neben den insgesamt sechs Wettbewerbsblöcken versprechen auch die Langfilme wieder eine schier schwindelerregende stilistische Vielfalt: von den auf Glas gemalten Ölbildern in Florence Miailhes Fluchtgeschichte «La Traversée» über den experimentellen kanadischen Essayfilm «Archipel» bis hin zu «Earwig and the Witch», der ersten computeranimierten Produktion aus den geheiligten japanischen Ghibli-Studios – für viele Fans zweifellos ein Sakrileg.

Fantoche, Festival für Animationsfilm in: Baden diverse Spielorte, Di–So, 7.–12. September 2021. Programm und Informationen: www.fantoche.ch