Was will Ihnen jemand mitteilen, der mit lockerem Zeigefinger eine aufwärtsführende Schraubbewegung macht? Genau: Nehmen Sie die Wendeltreppe. Gesten sind Gedanken, die in Bewegung übertragen werden. Gesteuert werden sie vom motorischen Kortex des Gehirns. Dort sitzt auch das Broca-Sprachzentrum, das vor allem für das Sprachenlernen und die grammatikalischen Aspekte von Sprache zuständig ist.

Offenbar nicht allein zuständig, wie eine neue Untersuchung von NeurowissenschaftlerInnen der Technischen Uni Dresden zeigt. Ihre bedauernswerten ProbandInnen mussten vier Tage lang fremdsprachige Vokabeln büffeln, die jeweils mit einer semantisch verwandten Geste verbunden waren (Stichwort: Wendeltreppe). Bedauernswert waren vor allem jene, deren Kopf im darauf folgenden Test an eine Apparatur angeschlossen wurde, die mittels Magnetimpulsen den motorischen Kortex störte. (Triggerentwarnung: Es tat nicht weh, und mit bleibenden Schäden ist nicht zu rechnen.) Derart transkraniell magnetstimuliert, bekundeten sie grössere Mühe, die gelernten Wörter in ihre Muttersprache zu übersetzen als die Unverdrahteten. Beeinträchtigt war dabei nicht etwa das Broca-Areal, wie ein Kontrollexperiment nahelegt: Lernten die ProbandInnen die Fremdwörter mittels Bildern, liessen sie sich durch die Magnetimpulse beim anschliessenden Test nicht aus dem Konzept bringen.

Wer Vokabeln einer Fremdsprache nur auditiv oder visuell – also übers Gehör oder mit Wörterlisten – lernt, verpasse also etwas, betont der Hauptautor der Studie: «Unsere Ergebnisse liefern den neurowissenschaftlichen Beleg dafür, warum Lerntechniken, die das motorische System des Körpers einbeziehen, häufiger zum Einsatz kommen sollten.»

Eingedenk des Umstandes, dass die transkraniell «Gestörten» beim Übersetzen vor allem langsamer waren, liesse sich relativierend anfügen: Vielleicht konntens die andern ja auch nicht besser, dafür schneller?

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