Fotoserie: Armutsbilder

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  • Archivschrank bei der Unabhängigen Fachstelle für Sozialhilferecht (UFS) in Zürich. Alle Fotos: Florian Bachmann
  • Bettlerin am Bahnhof Basel.
  • Arth hat die niedrigste Pro-Kopf-Einnahme über die direkte Bundessteuer aller städtischen Gemeinden (ab 10 000 Einwohner:innen) der Deutschschweiz.
  • Schalter für Erstkontakte im neuen Sozialamt der Stadt Biel.
  • Gästezimmer für eine 24-Stunden-Betreuerin in einem Wohnquartier im Kanton Baselland.
  • Tafel beim «Mittagstisch» des Sozialdienstes Limmattal.
  • Dieses Hotel am Stadtrand von Zürich vermietet auf einer Etage Zimmer an Sozialhilfebezüger:innen. Die Sozialbehörde bezahl­t für einen Einpersonenhaushalt einen maximalen Mietzins von 1200 Franken.
  • Im Industriequartier von La Chaux-de-Fonds: In der Stadt leben 4190 Menschen von der Sozialhilfe, das sind elf Prozent der Bevölkerung, so viele wie fast nirgends in der Schweiz.
  • Lebensmittelsäcke der Organisation Essen für Alle im Zürcher Industriequartier.
  • Refugium der «Waldmenschen» im Berner Bremgartenwald.
  • Rentner bei einem kurzen Zwischenstopp beim «Mittagstisch» in Schlieren.

Welcher Ort in der Schweiz gibt ein Bild von Armut ab? Gemeinden mit besonders vielen Sozialhilfebezüger:innen wie La Chaux-de-Fonds oder Biel? Städte, in denen verschiedene gesellschaftliche Gruppen aufeinandertreffen, wie Zürich oder Basel? Oder eine städtische Gemeinde mit geringer Steuerkraft wie Arth? Zwar gibt es an all diesen Orten Armut, aber augenfällig ist sie nicht. Die Schweiz präsentiert sich aufgeräumt – heruntergekommene Gebäude lassen eher an Strukturschwäche oder Wandel denken als an Armut –, die Menschen dahinter verschwinden. Artikel 12 der Bundesverfassung hält fest: «Wer in Not gerät und nicht in der Lage ist, für sich zu sorgen, hat Anspruch auf Hilfe und Betreuung und auf die Mittel, die für ein menschenwürdiges Dasein unerlässlich sind.» Armut soll keinen Ort bekommen, auch nicht in den Köpfen, sie soll sich in der Struktur auflösen.

Neun Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung sind von Einkommensarmut betroffen. Diese Menschen leben als 24-Stunden-Pfleger:innen in kleinen Gästezimmern, als Empfänger:innen von Sozialhilfe oder Mindestrente in unscheinbaren Wohnhäusern, als Geflüchtete in temporären Bleiben in Bunkern oder Lagern, als Abgehängte im Wald oder auf der Strasse. Doch die Armut sehen wir kaum, weil sie sich an keinem Ort konzentriert, sondern die Gesellschaft durchzieht.

Die Fotos in diesem Heft entstanden auf einem Streifzug durch die anfangs erwähnten Ortschaften, es sind Momentaufnahmen einer prekären Schweiz, in der Armut immer nur flüchtig in Erscheinung tritt.

Das wobei-Heft «Armenjagd in der Schweiz» mit der Fotoserie kann nachbestellt werden.