Leser:innenbriefe
Uranvorräte reichen nicht
«Leser:innenbriefe: Für Jahrhunderte unbewohnbar», WOZ Nr. 3/2022 , «EU-Klimapolitik: AKWs vertragen keinen Krieg», WOZ Nr.1/2022
Neben den Argumenten von Leserbriefschreiber Heinrich Frei, der im Kriegsfall AKWs als eine Bedrohung für die Sicherheit der Bevölkerung sieht, möchte ich noch ergänzen, dass AKWs nicht nachhaltig sein können, da die Uranvorräte bald aufgebraucht sein dürfen. Die Schätzungen, wie lange die Uranvorräte noch reichen, liegen zwischen zwanzig und dreissig Jahren. Das ist abhängig davon, wie viele Länder auf die atomare Energie setzen.
Bisher hat man noch keine gute Lösung gefunden, den Atommüll gefahrenlos zu lagern. So könnten Atomkraftwerke nur eine kurzfristige Lösung sein, um den CO2-Ausstoss zu verringern. Wenn nach den schlechtesten Prognosen bereits nach zwanzig Jahren kein Uran mehr zur Verfügung stehen würde, lohnt es sich rein wirtschaftlich nicht, neue Atomkraftwerke zu bauen.
Gwendoline Reimann, Schülerin, Wittnau
Nur anders als wir
«Tierschutz: Grundrechte für Verwandte», WOZ Nr. 4/2022
Wir brauchen sie wie Kleenex, doch Tiere sind keine gefühllosen Wesen, sie sind nur anders als wir Menschen. Anders heisst, sie kommunizieren, kooperieren, fressen und schlafen nicht genau wie wir. Grundrechte haben aber nur wir. Dies ist nicht fair, und wir wären doch langsam reich genug, wir hätten doch langsam genug profitiert von unseren seit Millionen Jahren auch hier lebenden Mitbewohnern. Dass der Zoo Tiere erhalten will, die kein artgerechtes Leben haben, finde ich befremdend.
Dr. med. vet. Dunja Reiwald, Spiegel bei Bern
Reichhaltig
«wobei» Film (Magazin zu WOZ Nr. 3/2022 )
Euer «wobei» ist definitiv kein «nebenbei» – auch diesmal mit dem Fokus aufs Filmschaffen im Kaukasus – und so reichhaltig, dass frau es in kleinen Dosen liest. Danke, dass ihr die Aufmerksamkeit auf eine in der Schweiz wenig beachtete Region lenkt – nicht nur in Bezug aufs Kino ein faszinierender, vielfältiger Kulturraum.
Mirjam Wenger, Präsidentin der Vereinigung Freunde Georgiens in der Schweiz, Zürich
Phänomen Long Covid
«Long Covid: Ausser Atem», WOZ Nr. 4/2022
Eine wohlwollende Interpretation dieses Artikels wäre wohl, dass ihr am Beispiel von Long Covid auf chronische Erkrankungen und die damit verbundene Belastung aufmerksam machen wollt. Schliesslich entziehen sich diese nicht nur allzu oft der standardmässigen medizinischen Versorgung, sie werden in unserer Leistungsgesellschaft auch noch immer tabuisiert oder belächelt. Insofern kann man euch ja vielleicht sogar ein Kränzchen winden. Weil ihr «awareness» für ein Thema schafft, das kategorisch unter den Teppich gekehrt wird.
Da ich der WOZ wohlgesinnt bin, werde ich mich an diese Interpretation halten. Ich erwarte also noch weitere Berichterstattungen in diesem Themenbereich. Und vielleicht gelingt es euch das nächste Mal sogar, die Krankheit, um die es dann gehen wird, zuerst kurz zu anderen chronischen Erkrankungen ins Verhältnis zu setzen, bevor ihr euch auf Einzelschicksale stürzt. Für Betroffene ist Long Covid zweifelsohne schlimm. Dieser Umstand alleine rechtfertigt die Aufmerksamkeit, die wir dieser Erkrankung im Verhältnis zu anderen (chronischen) Erkrankungen schenken, noch lange nicht.
Eva Bobst, Bern
Es scheint tatsächlich noch nicht viel Gewissheit bezüglich des Phänomens Long Covid zu geben. Es gibt aber Anzeichen, dass die Behandlung und damit auch der Verlauf eine grosse Rolle spielen.
Ich habe mich sieben Tage nach der ersten Impfdosis angesteckt und betrachtete mich dreissig Tage später als wieder ganz hergestellt. Erstaunlich fand ich, dass ich mit dem Erhalt des positiven PCR-Tests zwar jede Menge Informationen zu Maskengebrauch und Isolationsvorschriften erhielt, aber keinerlei Angaben, wie ich mit der Krankheit umgehen soll, welche helfenden Massnahmen ich treffen könnte, auch nicht in Form eines Links.
Dabei gäbe es dazu durchaus wichtige Dinge zu erwähnen. So ist zum Beispiel die Überwachung der Sauerstoffsättigung des Bluts mit einfachen Mitteln auch zu Hause möglich und gibt einen zuverlässigen Anhaltspunkt, ob und wann eine Hospitalisierung angezeigt ist. So können zu lange Unterversorgung und schlecht behandelte Lungenentzündungen zumindest teilweise verhindert werden. (Meinem Nachbarn zum Beispiel wurde nach einer Ohnmacht und Schwindelgefühlen von Telmed ein Antischwindelmedikament verschrieben. Wir haben ihn aber mit 84 Prozent Sättigung sofort eingeliefert. Heute geht es ihm gut. Etwas zynisch könnte man dem System Telmed eine Art Triage unterstellen.)
Wo bleibt ein solide recherchierter Beitrag der WOZ zum Thema «helfende Massnahmen bei Ansteckung»? Oder ist das schon zu nahe am «Geschwurbel der rechten Esoteriker»?
Georg Traber, La Vraconnaz