Neues aus der Wissenschaft: Mann, ärgere dich nicht!

Nr. 14 –

Wenn die Wut unser Blut in Wallung versetzt, wenn es kocht im Blut vor Wut – und wenn Metaphern und Reime wie diese im Sprachgebrauch so allgegenwärtig sind –, dann liegt nahe, dass das, was sich im Volksmund verbreitet, auch punkto Volksgesundheit endemisch ist: der Bluthochdruck. Immerhin gehört dieser zu den grössten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und diese zählen ihrerseits zu den häufigsten Todesursachen in unseren Breitengraden: Rund jede:r Dritte stirbt daran. Besonders beunruhigend ist dabei der Umstand, dass Bluthochdruck in den allermeisten Fällen keine organischen Ursachen hat. Medikamente zu schlucken, ist daher bloss Symptombekämpfung.

Gut, gibt es wissenschaftliche Exzellenzcluster wie jenen an der Universität Konstanz, die das Problem nicht nur medizinisch, sondern «psychobiosozial» untersuchen. Eigentlich naheliegend, quasi die Wut im Blut ins Zentrum zu stellen und zu fragen, was denn eigentlich im zwischenmenschlichen Kontakt passiert. 145 Männern mit Bluthochdruck legte das Gesundheitspsycholog:innenteam eine Serie an Bildern mit Menschen vor, auf deren Gesichtern sich Ärger plus eine weitere Emotion wie Angst, Freude oder Traurigkeit spiegelten. Und siehe da: Im Vergleich zur Kontrollgruppe mit normalem Blutdruck filterten die Hypertoniker häufiger den Ärger als primäre Emotion heraus. Sie tendierten also dazu, den Ärger im Gegenüber zu überschätzen, was verbunden mit der Eigenschaft, sich oft zu ärgern, laut der Studienleiterin das Blut nicht nur metaphorisch, sondern auch messbar in Wallung versetzt. Statt Medikamente zu schlucken, sollten sich Männer künftig also besser auf die Therapiecouch legen und lernen, sich vom Ärger anderer weniger anstecken zu lassen, raten die Psycholog:innen.

Ein Musterbeispiel an geschlechtsspezifischer Gesundheitsforschung, motiviert durch den Umstand, dass Frauen seltener an Bluthochdruck leiden, wie die Forscher:innen betonen?

Falsch: Laut Langzeitstudien entwickeln Frauen Bluthochdruck früher – und er steigt bei ihnen im Alter rascher als bei Männern.