Neues aus der Wissenschaft: Mehr Ferien!

Nr. 37 –

Zu einem Forschungsresultat gehört heutzutage eine «take-home message» – eine Art «Was lernen wir daraus?» in Kurzform. Im Fall einer Langzeitstudie zu finnischen Managern mit erhöhtem Herz-Kreislauf-Erkrankungs-Risiko lautet diese: Machen Sie mehr Ferien – es könnte Ihr Leben verlängern.

Der Konjunktiv hat natürlich seine Gründe. Die Aussage entspricht nämlich eher einer wissenschaftlichen Verzweiflungstat. Zu Beginn, das war 1974, war alles noch übersichtlich: 1222 Manager im Alter von 40 bis 55, die mindestens einen Risikofaktor für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung aufwiesen – also rauchten, zu viel Speck auf den Rippen trugen oder erhöhten Blutdruck hatten –, wurden in zwei Gruppen unterteilt. Die Interventionsgruppe profitierte fünf Jahre lang von einem persönlichen Coaching in Sachen Gesundheit: Ernährungsberatung, Diät- und Fitnessprogramm, Raucherentwöhnung, im Bedarfsfall sogar Medikamente. Die Kontrollgruppe erhielt nichts von alledem. Das Resultat fünf Jahre später liess die Forscherherzen höherschlagen, hatte sich das Erkrankungsrisiko in der Interventionsgruppe doch fast halbiert.

Fünfzehn Jahre später folgte dann beim Nachfassen der grosse Schock: In der Interventionsgruppe war es seither zu viel mehr Todesfällen gekommen als in der Kontrollgruppe. Man stand vor einem Rätsel. Es liess auch nachfolgenden Generationen von Forschenden keine Ruhe. Vierzig Jahre nach Beginn der Studie fasste die «Helsinki Businessmen Study Group» noch einmal nach. Diesmal berücksichtigten die ForscherInnen weiteres Datenmaterial, darunter Arbeitszeiten, Schlafdauer und Ferien. Und staunten nicht schlecht, als sich rückblickend ein deutlicher Zusammenhang herausschälte: Wer weniger als drei Wochen pro Jahr Urlaub machte, erhöhte damit sein Sterberisiko um 37 Prozent!

Bloss: Weshalb trat dieser negative Effekt nur in der Interventionsgruppe auf, nicht aber in der Kontrollgruppe? Einer der Studienleiter gab zu bedenken, allenfalls könnte sich die Intervention als solche psychologisch nachteilig auf gewisse Männer ausgewirkt haben, indem sie diese zusätzlich stresste. Gesundheitserziehung aber, so beeilte er sich hinzuzufügen, sei nicht schädlich.

Die WOZ dagegen empfiehlt: Sollten Sie sich trotzdem gestresst fühlen beim Versuch, das Rauchen aufzugeben oder ein paar Pfunde zu verlieren – vergessen Sies! Machen Sie stattdessen Ferien, und verlassen Sie sich auf die Kraft des Konjunktivs.

Oder halten Sie sich an das Fazit der beiden FBI-Beamten am Schluss des Films «Burn after Reading»: «Und was haben wir daraus gelernt?» – «Nichts.»