Serie: Geld oder Leben?

Nr. 22 –

Solange du redest, stirbst du nicht. Nach dieser Faustregel überlebt das kriminelle Ehepaar in der Netflix-Serie «Ozark» brenzlige Situationen am Laufmeter. Zugleich umreisst der Satz auch das Gesetz jeder seriellen Erzählung. Die Kehrseite: Viele Serien finden kein stimmiges Ende – und gehen in geschwätzigen Wiederholungsschlaufen unter. Nicht so «Ozark»: Nach vier Staffeln ist nun Schluss, mit einem starken Finale.

Inhaltlich ist «Ozark» der übliche US-amerikanische Serienwahnsinn, vorgespurt von «Breaking Bad», aber eigensinnig genug, um nicht wie ein Abklatsch zu wirken. Der Plot: Der biedere Finanzberater Marty Byrde (Jason Bateman) aus Chicago gibt vordergründig Investitionstipps, seine Haupteinnahmequelle ist aber ein Geldwäschedeal mit der mexikanischen Drogenmafia. Sein Partner zweigt Geld ab, die Mafia ist hässig, will alle töten. Marty rettet zum ersten Mal seine Haut, indem er mit seinem Mundwerk quasi Schnellfeuerwaffen zum Schweigen bringt. Er verpflichtet sich, eine Unsumme Geld zu waschen, um die Schuld zu sühnen. Dafür setzt er sich mit seiner Gattin Wendy (Laura Linney) und zwei Kindern in die malerische Seenlandschaft der Ozarks ab und knüpft dort Bande zur lokalen Halbwelt, zu der kriminelle Underdogs (Julia Garner in ihrer ersten grossen Rolle), Opiumbauern und korrupte Gewerkschaften gehören. Als legale Fassaden dienen Stripklubs, ein Beerdigungsinstitut und Casinos. Wobei: Ganz gesetzeskonform ist hier niemand unterwegs, nicht der lokale Sheriff und erst recht nicht das FBI, das sich auf aberwitzige Deals mit dem Drogenkartell einlässt. Politiker:innen sind käuflich, auch Big Pharma mischt mit.

Langweilig wirds einem dabei nicht. Was damit zu tun hat, dass «Ozark» nicht einfach einen Krimi nach dem andern erzählt, sondern den spätkapitalistischen Wahnsinn grell zuspitzt: die Familie als verbrecherisches KMU, ein Mittelstand, der sich mit Frevel und Mord über Wasser hält. Im Hintergrund brennen die alten Fragen: Was ist ein Leben ohne Geld? Aber auch: Was sind Unmengen an Geld ohne ein Leben, das sich lohnt?

«Ozark». Creators: Bill Dubuque und Mark Williams. Netflix.