Wichtig zu wissen: Der Friede von Lissabon

Nr. 24 –

Ruedi Widmer über Ölförderung, Gebietsabtretungen und die Scheichwahl

Wo ist die Grenze zwischen Friedensforschung und Kriegsforschung? Wenn der Friede nur noch 54 Prozent beträgt, geht dann der Friedensforscher zur Kriegsforscherin und sagt: «Hi, ich übergebe dir mein Dossier?»

In der Schweiz sollen Erdöl und Erdgas gefördert werden. Bürgerliche Politiker:innen wollen diese Vorkommen (zum Beispiel im Tessin) nutzen. Doch erdölfördernde Länder sind selten Demokratien, sondern, bis auf Norwegen, durchweg Autokratien oder «failed states» (USA).

Begännen wir mit Bohren, würden einige Männer ziemlich schnell recht reich. Solche für professionelle Erdölförderung unumgänglichen Ölscheichs können bei uns aber nicht irgendwelche Familiensprösslinge sein, sondern müssen demokratisch gewählt werden. Ein schweizerischer Ölscheich sollte direkt über dem Bundesrat stehen (etwa mit einem neuen Bodenschatzdepartement). Spontan kommt mir da Peter Bodenmann in den Sinn. Nein, das geht ja gar nicht. Bodenmann ist schon Solarscheich der Schweiz, ein Lobbyist der alteingesessenen Solarbranche. Es braucht neue, unverbrauchte Kräfte. Erdölförderung ist eine Zukunftstechnologie der Schweiz, ein völlig neues Hightechgebiet. Schauen wir mal das offizielle Kandidat:innenfeld an.

Scheichkandidat Kurt Frätzel (SVP) sagt: «Bei mir sind die Erdgasmilliarden gut aufgehoben.» Frätzel ist achtfach verheiratet und hat 38 Kinder.

Katharine Mürzeler (Grüne) findet: «Ich wäre eine verantwortungsbewusste 9-Euro-Ölscheichin. Ich brauche nur 9 Privatjets und nur 9 Limousinen, nicht wie Frätzel 100 beziehungsweise 500.»

«Ich wäre ein Scheich des Volkes», preist sich FDP-Mann Ruedi Noser an. Wo neue Technologien gefragt sind, ist der Zürcher Ständerat nicht weit. Für seinen Hightechpark in Dübendorf sucht er ständig neue Herausforderungen in Zukunftstechnologien.

Ich las, das Schlimmste für US-Stromgötze Elon Musk sei Homeoffice. Ich fand, er sei eben ein Kontrollfreak, worauf mein Sohn meinte: Wenn alle zu Hause arbeiten, verkauft er weniger Tesla.

Homeoffice: Wer Zukunft haben möchte, lässt seinen Leuten lange Leine. Das fördert die Motivation. Grosszar Putin könnte lernen und in der Roten Armee Homeoffice erlauben. Seine demotivierten Soldaten könnten zu Hause viel Gutes tun. Dort gibt es Arbeit, und es braucht dazu auch keine teuren Waffen.

Demgegenüber steht aber das andere Argument der Homeoffice-Bewegung, dass man von überall aus arbeiten kann. Der russische Soldat kann also seinen Job sowohl von Wladiwostok als auch von Lissabon aus erledigen.

Lissabon – erklärtes Sehnsuchtsziel von Putin und Medwedew. Zar und Zarprinz aus dem Hightechland Russland (Lada) wollen ihre russische Erfolgsstory nun auf dem ganzen Kontinent ausbreiten. Litauen, Finnland – der Puzzleteile zum Ziel sind noch viele.

Kommen die Russen in die Schweiz, annektieren sie zuerst den Weiler Moskau im Thurgau und das Suworow-Denkmal in der Schöllenen (Uri). Der Bundesrat sollte schon jetzt proaktiv bestimmen, welche Landesteile wir den Russen zur Wiedergutmachung für all unsere vergangenen Schandtaten überlassen.

Das Rheintal ist sicher ideal, da könnte sogar eine Volksabstimmung prorussisch ausfallen. Oft sind es die unbürokratischen Lösungen, die Erfolg bringen. Viele Bauern, gerade auch aus der SVP, geben ihr Land gerne an Putin ab. So was könnte direkt über eBay oder tutti.ch erledigt werden statt über die langsamen Mühlen von Bern.

Je eher wir mitmachen, desto schneller sind Medwedew und Putin in Lissabon. Packen wir es an, bringen wir es hinter uns. Putin muss irgendwie sein Gesicht wahren können. Helfen Sie mit – für den Weltfrieden.

Ruedi Widmer ist Friedenspfeifenforscher in Winterthur.