Kost und Logis: «Safety First»!

Nr. 28 –

Karin Hoffsten schreibt extra zu Ferienbeginn eine Servicekolumne

Nur noch ein paar Tage, dann sind fast überall Sommerferien. Allein die Assoziationen, die dieses Wort auslöst, würden den Platz hier füllen: von A wie Alphütte über L wie Langeweile, S wie Sand und Sonne bis zu Z wie Zelt oder Zehensonnenbrand. Und viele denken auch an Sex: vielleicht, hoffentlich, ganz oft, mal wieder. Oder auch zum ersten Mal.

Letzteres gilt vor allem für junge Menschen. Denn wer nicht gerade an der Familienplanung arbeitet und sich auf Nachwuchs freut, sollte vor dem Sex vor allem an eines denken: die Verhütung. Gerade in Zeiten, in denen weltweit am Selbstbestimmungsrecht der Frauen über ihren Körper gerüttelt wird, kommt dieser besondere Bedeutung zu.

Deshalb gehts heute hier um ein Projekt des Vereins GummiLove, das für Jugendliche interessant und auch praktisch ist: Wer zwischen 13 und 23 Jahre alt ist, kann auf gummilove.ch das «#SafetyFirstSet 4Free» bestellen, ein Päckchen mit zwei Kondomen, Gleitcreme und dem SafetyFirst-Magazin, das diskret und kostenlos zugeschickt wird. Bedingungen für die Zusendung sind das anonyme Ausfüllen eines kurzen Fragebogens und die Angabe der Postadresse. Die dritte Bedingung – «Folge uns auf Instagram oder TikTok» – kann man aus Datenschutzgründen getrost ignorieren: Es funktioniert auch ohne Gefolgschaft.

GummiLove setzt sich seit 2009 für «Prävention und Kompetenzvermittlung im Bereich sexueller Gesundheit für Jugendliche» ein und bietet Aufklärung im besten Sinne. Auf der Website und im Magazin gehts im Detail und mit Humor um Sex als solchen, um Fragen der Schwangerschaftsverhütung, den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten, um Schutz vor Gewalt im Cyberspace und um rechtliche Fragen, denn «Jugendliche, die ihre Rechte kennen, sind besser geschützt!». Für Eltern und Lehrpersonen bietet der Verein die «GummiLove Education Box» an.

Das breite Angebot von GummiLove ist nicht zu verwechseln mit «Hey You», der Aufklärungsbroschüre des Bundes, die ebenfalls informativ ist, aber weniger bunt und unterhaltsam. Doch während sich «Hey You» an Jugendliche ab zwölf Jahren richtet – Skandal! –, beginnt das Zielgruppenalter von GummiLove bei dreizehn – was vielleicht manch sprödes Gemüt beruhigt – und ist nach oben offen, wenn man sich für Anliegen, Wünsche und Probleme junger Menschen interessiert.

Die «Hey You»-Broschüre wurde übrigens von einer Thurgauer SVP-Nationalrätin «schändlich» genannt, was eindeutig für ihre Qualität spricht (vgl. «Wer ist da analfixiert?», WOZ Nr. 25/2022 ). Es ist nun mal ein Elend mit dem konservativen Widerstand gegen sexuelle Aufklärung. Jene Kreise, die ständig fürchten, Kinder und Jugendliche würden in ihrer Entwicklung gestört, wenn sie zu früh zu viel erführen, blenden konsequent aus, dass «Aufklärung» so oder so stattfindet – auf dem Schulhof und im Internet – und dass nur gut informierte Kinder sich wehren können. Schöne Ferien!

Karin Hoffsten erinnert sich nur mit Grausen an das, was man in ihrer Jugend für Sexualaufklärung hielt.