Sebastian Kurz: Die Rache des Thomas Schmid

Nr. 42 –

Thomas Schmid ist kein sonderlich sympathischer Mensch. Der geld- und karrieregeile Opportunist aus Tirol, der Menschen, die ohne Privilegien der Macht leben müssen, gerne als «Pöbel» beleidigt, wurde zur Schlüsselfigur beim Aufstieg und Untergang der Regierung Kurz. Sein Handy mit über 300 000 teils brisanten Chatnachrichten wurde letztes Jahr vom Magazin ­«Profil» zum «Ding des Jahres» gewählt.

Jetzt will sich Schmid, einst ein bedingungsloser Erfüllungsgehilfe von Sebastian Kurz, durch eine Kronzeug:innenregelung ein paar Jahre Gefängnis ersparen und packt aus. Vieles, was er im vergangenen halben Jahr der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) zu Protokoll gegeben hat, kann man unter politischer Unkultur einer Gruppe junger Karrieristen verbuchen: Postenbesetzungen mit teils unqualifizierten Gefolgsleuten, Intrigen gegen politische Gegner:innen, Missbrauch von Machtpositionen für private Bereicherung. Doch das Verwenden von Steuergeld für den parteiinternen Putsch ist kriminell. Und hier belastet Schmid seinen ehemaligen Mentor schwer.

Die Zeiten, in denen Schmid Kurz Dinge schrieb wie «Ich liebe meinen Kanzler!!» inklusive vieler Emojis, sind definitiv vorbei. Kurz ist seit einem Jahr nicht mehr Kanzler. Und die Treue von Schmid hat er verloren, als er diesen nötigen wollte, alle Schuld auf sich zu nehmen und eidesstattlich zu versichern, Kurz habe von nichts gewusst. Der WKStA sagte Schmid, Kurz habe nicht nur von allem gewusst, sondern «den Auftrag gegeben», mit manipulierten Umfragen, bezahlt vom Finanzministerium, seinen eigenen Aufstieg zum ÖVP-Chef und Bundeskanzler zu befördern. Ein Strafprozess gegen Kurz ist damit unausweichlich.

Loyalität, so zeigt sich, hält nur, solange es eine Gegenleistung gibt. Kurz hat Schmid nicht nur fallen lassen, er wollte ihn zum alleinigen Sündenbock für das eigene Versagen machen. Noch ist die Schuld des Exkanzlers nicht gerichtlich erwiesen. Doch vielen, die sich von den professionellen Inszenierungen der Ära Kurz blenden liessen, müssen jetzt die Augen aufgehen.