Zoo: Mit Embolo gegen den Casinomodus

Nr. 43 –

Im Frühling hat die Swiss Football League entschieden, ab kommender Saison den Schweizer Meister und die für die Teilnahme an europäischen Wettbewerben berechtigten Klubs im Play-off-Verfahren zu ermitteln. Anstelle des bisherigen Systems, in dem alle Teams je vier Mal gegeneinander antreten, soll das so funktionieren: Zuerst spielen die zwölf Teams zu Hause und auswärts in 22 Runden gegeneinander. Dann wird aufgeteilt: Die ersten sechs kommen für weitere 10 Runden in eine Champions Group, die letzten sechs in eine Qualification Group. Danach haben die gewonnenen Punkte keine Bedeutung mehr: Nun spielen die besten zwei in einem Hin- und Rückspiel um den Titel. Die Plätze 3 bis 6 der Champions Group und 1 bis 4 der Qualification Group tragen Play-offs um die Europacup-Plätze aus. Das System ist nicht nur kompliziert: Weil gewonnene Punkte nicht bis zum Schluss zählen und der Zufall eine grosse Rolle spielt, ist es vor allem unfair.

Die Befürworter:innen verweisen auf die «fehlende Spannung» des aktuellen Modus, aus dem mit FCB und YB zwei Serienmeister hervorgingen. Doch in der letzten Spielzeit wurde höchst überraschend der FCZ Meister. Wo also liegt das wahre Motiv der Befürworter:innen? Sie erhoffen sich noch mehr Spektakel und Vermarktungsmöglichkeiten – und kopieren damit im Kleinen, was im Grossen vom Weltfussballverband Fifa und vom europäischen Verband Uefa bereits vollzogen ist: die vollendete Kommerzialisierung und Eventisierung des Fussballs. Ob ein solcher Casinomodus die Liga spannender machen würde, ist höchst fraglich. Aus der Basis jedenfalls, bei Fans, Junior:innen und auch unter Profis, regt sich Widerstand. Fast 50 000 Freund:innen des Fussballs haben bereits eine Petition gegen die Play-off-Einführung unterschrieben – von den Queer-Football-Fans bis zu Nationalspieler Breel Embolo. Und von den zehn Klubs aus der höchsten Liga haben sich nach dem FCZ und YB auch der FCL und der FCSG dagegen ausgesprochen. Es besteht also Hoffnung, dass die Klubs am 11. November an ihrer GV dieses Hirngespinst beerdigen.

Julie Schilf hat die dickste Haut im Getümmel: Im «Zoo» auf woz.ch stellt sie klar, was wichtig ist.