Kino: Vibranium rettet die Welt auch nicht

Nr. 46 –

Wakanda, wir erinnern uns, ist die Utopie eines afrikanisches Landes, das nie kolonisiert wurde und dank Vibranium dem Rest der Welt technologisch wie punkto menschlicher Körperkraft überlegen ist. Zum Ende des afrofuturistischen Blockbusters «Black Panther» von Ryan Coogler (2018) verspricht König T’Challa vor der versammelten Uno, die Ressourcen seines Landes zum Wohl der Menschheit zugänglich zu machen.

Im Sequel «Black Panther: Wakanda Forever» ist T’Challa tot, und seine Mutter, Königin Ramonda (Angela Bassett), massregelt die Uno, weil Soldaten illegal in Wakandas Labore eindrangen, um Vibranium zu stehlen. Coogler, der erneut Regie führt, macht so gleich zum Auftakt klar: Der westliche Imperialismus ist nicht totzukriegen.

Ausser einer wie Namor, Halbgott und Herrscher über Telokan, eine Art aztekisches Atlantis, das ebenfalls über Vibranium verfügt, will sich mit Wakanda verbünden, um die unverbesserlichen Kolonisatoren auszulöschen. Anders als Wakanda in «Black Panther», wo Kultur und Lebensformen viel Raum in der Geschichte einnahmen, bleibt das Latino-Unterwasserreich im Sequel blass und sein Herrscher mit seinen Macht- und Rachegelüsten etwas unterkomplex. Das wird, man ahnt es, mit viel Action kompensiert.

Zum Glück bietet Coogler erneut den ganzen weiblichen Reigen aus «Black Panther» auf, um Namor in die Schranken zu weisen. Unter ihnen Shuri (Letitia Wright), die anarchopunkige Techtüftlerin und Schwester des verstorbenen T’Challa, und General Okoye (Danai Gurira), Anführerin der weiblichen Elitekampftruppe Dora Milaje. Schillernde Schwarze Figuren allesamt – geistreich, witzig, solidarisch. Sie verleihen Wakanda als Utopie eine weitere Dimension: die der weiblichen Schwarzen Selbstermächtigung. Schade nur, wirkt das alles ein bisschen antiseptisch, zumindest im Vergleich mit den schmutzigen Tricks, zu denen die Heldinnen des Blaxploitation Cinema in den siebziger Jahren griffen, um sich zu behaupten.

Filmstill aus «Black Panther: Wakanda Forever»: Eine Frau mit Schleier blickt direkt in die Kamera

«Black Panther: Wakanda Forever». Regie: Ryan Coogler. USA 2022. Jetzt im Kino.