Landwirtschaft: «Bis es keine Höfe mehr gibt?»

Nr. 47 –

Die Hälfte der Schweizer Bauernhöfe ist in den letzten vierzig Jahren verschwunden. Heute gibt es noch knapp 49 000 Betriebe. Wie lange noch, ist unklar: Die Hälfte der Betriebsleiter:innen wird in den nächsten fünfzehn Jahren pensioniert. Wenn von den Kindern niemand übernehmen will, wird meistens das Wohnhaus «abparzelliert»: Die Pensionierten bleiben darin und verpachten das Land. Nachbar:innen, die wachsen wollen, finden sich fast immer. Die Kleinbauern­­­­­­­­­vereinigung kritisiert diesen Trend: «Wir wollen den Strukturwandel wieder zum Thema machen», sagt Kogeschäftsleiterin Patricia Mariani. «Wie lange soll er noch weitergehen? Bis es keine Höfe mehr gibt?»

Diese Woche hat die Kleinbauernvereinigung die Petition «Jeder Hof zählt» eingereicht. Sie fordert eine Obergrenze von Direktzahlungen pro Betrieb, mehr Unterstützung für kleine Höfe und eine Einschränkung der parzellenweisen Verpachtung. Und der Bund solle die ausserfamiliäre Hofübergabe fördern. Denn immer mehr Menschen, die Landwirtin oder Gemüsegärtner lernen, stammen nicht aus Bauernfamilien. Meistens haben sie grosse Mühe, einen Betrieb zu finden (siehe WOZ Nr. 37/15).

Ausserfamiliäre Hofübergaben scheitern nicht selten am Preis. In der Landwirtschaft ist die Altersvorsorge notorisch knapp, darum kann es sich die ältere Generation oft nicht leisten, einen Hof günstig zu verkaufen. Zudem drohen Nachteile bei Steuern und AHV. Die meisten jungen Einsteiger:innen sind hingegen auf einen moderaten Kaufpreis angewiesen. Die Kleinbauernvereinigung fordert hier Unterstützung vom Bund. Zum Beispiel bei der Starthilfe, die allen unter 35 zusteht, die einen Hof übernehmen. «Der Bund könnte die Hilfe erhöhen, wenn ein Hof ausserhalb der Familie übergeben wird», sagt Mariani.

Seit acht Jahren unterstützt die Kleinbauernvereinigung solche Übergaben. Das Bewusstsein sei gewachsen, erzählt Mariani. «Anfangs hörten wir oft: ‹Der Strukturwandel ist nötig, es gibt ja keine Nachfolger.› Heute ist vielen bewusst: Es gäbe sie schon.»