Leser:innenbriefe

Nr. 9 –

Wettbewerb im Schulalltag

«Durch den Monat mit Nadine Bühlmann (Teil 2): Ist das Unterrichten schwieriger geworden?», WOZ Nr. 6/23

Die Aussage von Nadine Bühlmann, dass es spannend wäre, wenn es einen echten Wettbewerb zwischen den Schulen gäbe, kann ich so nicht unwidersprochen stehen lassen. Dann würden die Schulen viele kostbare Ressourcen für die Werbung aufwenden, anstatt sie in inhaltliche Arbeit zu stecken. Und auch der Verkehr (Elterntaxis …) würde zunehmen, da die Kinder ja nicht zwangsläufig auf die allernächste, sondern auf die vermeintlich allerbeste Schule gehen müssten – und die Kinder von Eltern, die keine Kapazität hätten, sich darum zu kümmern, würden alle auf der gleichen Schule landen … Natürlich prägt auch jetzt das Quartier die Zusammensetzung der Schüler:innen, aber das wäre dann sicher noch viel unausgewogener.

Teresa Hackel, Instrumentallehrerin, per E-Mail

Aufatmen

«Schauspielhaus Zürich: Was für ein Trauerspiel», WOZ Nr. 6/23

Vorsicht, liebe WOZ, hüte dich vor der eitlen Überschätzung der Presse! Das Ende der Intendanz Stemann-Blomberg ist wohl kaum der stupiden «Cancel Culture» von NZZ und Tamedia zuzuschreiben.

Auch als Kulturmensch kann man erleichtert aufatmen, wenn diese Intendanz beendet ist. Sie plagte mich mit unsäglich oberflächlichen Übertreibungen, lauten, zu oft wiederholten Gags, kindischen Klassikerversimpelungen, selbstverliebten Zaunpfahlschwingertrychlereien, kurz: mit dem, was ich der Einfachheit halber «Deutscher Staatstheaterstil» nenne. Noch kürzer: «Wer vieles bringt, wird manchen etwas bringen», doch nicht jeder «geht zufrieden aus dem Haus». Ja, auch den «Faust» musste ich schon während der plattgewalzten, verdumpfbackten «Zueignung» entsetzt verlassen.

Theater ist die Kunst, die Menschheit zu sich selber zu führen und ihren Schwächen, Stärken, ihrer Trauer, Hoffnung, ihrem Mut, ihrer Verantwortung eine Form und viele Stimmen zu geben, aber nicht ihre Kindlichkeit, ihr Kitschbedürfnis, ihre Ausflüchte, ihre Banalität, ihre Oberflächlichkeit und Dummheit zu reproduzieren, um sie damit zu amüsieren. Das darf man getrost der eifrig blühenden «Comedy» überlassen.

Christian Sonderegger, Zürich

Genial

«Häuserkampf: Das Experiment», WOZ Nr. 6/23

Genial, der Bericht über die bevorstehende Räumung des Koch-Areals. Unter anderem, weil er an die Anfänge der WOZ erinnert, und vor allem, weil er zeigt, dass wir nichts bekommen, wenn wir nicht dafür kämpfen!

Daher muss es weiter kochen – auf der ganzen Welt –, denn den Völkern gehört die Welt! Venceremos!

Beni Gnos, Allschwil

Auf den Punkt gebracht oder abwegig?

«Wichtig zu wissen: Die Brandenburger Toren», WOZ Nr. 8/23

Ruedi Widmers – diesmal ernsthafter – Beitrag zu den linken und grünen Verhandlungsforderungen im Russland-Ukraine-Krieg bringt es wirklich auf den Punkt. Kompliment! Bei dieser Gelegenheit auch ein weiteres Kompliment für seine schräg-witzigen Cartoons.

Viktor Fröhlicher, Bellach

Wie ist es möglich, dass ein so widerliches Geschwafel in der WOZ statt in der «Weltwoche» steht. Eine seriöse Beschäftigung mit dem Wagenknecht-Schwarzer-Manifest wäre nicht abwegig.

Dietrich Vandré, Zürich

Krieg und Frieden im WOZ-Zoo

«Zoo: Sahra und Alice vor deiner Haustür. Von Mona Molotov», WOZ Nr. 7/23

Ich schätze die gut recherchierten Artikel der WOZ sehr. Allerdings bedaure ich, dass in letzter Zeit auch billige Polemik in der Rubrik «Zoo» Platz gefunden hat. Natürlich ist die «Lösung» des Kriegs durch Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht nicht der Weisheit letzter Schluss, und ich hätte bei Frau Wagenknecht mehr Rückgrat vermutet als den billigen Opportunismus Richtung AfD in ökologischen Belangen.

Dieser Krieg ist einerseits ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine, gleichzeitig auch ein Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland. Offenbar ist es schwer, diese Spannung und die unterschiedlichen Interpretationsrahmen auszuhalten. Einen dieser beiden völlig zu diskreditieren, scheint mir jedoch nicht hilfreich.

Peter Spörri, Richterswil

Sehr geehrte Frau Molotov, Sie bezeichnen Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer als selbstgerecht, weil sie sich mit viel Engagement für Friedensgespräche einsetzen. Ihren Aufruf haben binnen zehn Tagen 600 000 Menschen unterzeichnet. Die deutsche Meinungsumfrage von Infratest Dimap kommt zu dem Schluss, dass 59 Prozent der Deutschen eine Ausweitung des Konfliktes fürchten und 40 Prozent gegen eine weitere Bewaffnung der Ukraine sind. Es gibt, im Gegensatz zu den Schweizern, in Deutschland noch immer viele Menschen, die einen Krieg erlebt haben. Überheblich ist Ihre polemische Aburteilung dieser beiden starken, integren Frauen – abgesehen davon, dass sie eben keineswegs allein stehen!

Rita Amer, Aichtal, Deutschland