Anastasia in Wädenswil: Übers Coaching in den Mainstream

Nr. 12 –

«Gemeinsam Next Level!», so lautet das Motto der «Speaking Night», die am Freitag dieser Woche in Wädenswil am Zürichsee stattfinden soll. Auftreten werden Gurus aus der Selbstoptimierungsszene. Eine Frau namens Vivienne Posch etwa, zertifiziert in «Thinking into Results», Wolfgang Sonnenburg mit dem Versprechen «be a Spiritual Millionaire» oder Miriam Höller, «Ex-Model, Ex-Stuntfrau, Speakerin und Unternehmerin».

Bloss spiritueller Unsinn, könnte man meinen. Doch hinter dem Anlass steckt kein harmloser Veranstalter. Er wird organisiert vom Seminarzentrum Elfenhaus. Dieses wiederum ist Teil der rechtsesoterischen Anastasia-Bewegung. Elfenhaus-Gründer Klaus Theuretzbacher importiert Anastasia-Produkte – Bücher, ätherische Öle, Zirbenkissen et cetera – in die Schweiz und führte bis vor kurzem die offizielle Schweizer Website der Bewegung. Die aus Russland stammende Anastasia-Bewegung, hinter deren Ökofassade sich rechtes und antisemitisches Gedankengut verbirgt, versucht seit längerem, in der Schweiz Fuss zu fassen, etwa mit der Gründung von Landsitzen oder Schulen (siehe WOZ Nr. 28/22).

Seit der Coronakrise hat Anastasia Auftrieb. Die Veranstaltung in Wädenswil lässt eine neue Taktik vermuten. Offenbar will die Bewegung über spirituelles Coaching weiter in den Mainstream vordringen – und potenzielles Publikum für das Anastasia-Seminarzentrum Elfenhaus rekrutieren. Pikant an der Sache: Die Veranstaltung findet in Räumen statt, die die Stadt Wädenswil vermietet. Diese schreibt auf Nachfrage, sie wisse von den Verbindungen der Veranstaltung zu Anastasia. «Da ihr Inhalt nicht als rechtswidrig eingestuft werden kann, fehlt der Stadt jedoch die rechtliche Grundlage, sie präventiv zu verbieten.» Man habe zwar festgestellt, dass die «Speaking Night» esoterischen Inhalt verbreite. «Doch die Gewährleistung der freien Meinungsäusserung und der Versammlungsfreiheit überwiegt mögliche Bedenken einer solchen Veranstaltung.»

Einzugreifen wäre in diesem Fall rechtlich tatsächlich heikel – darauf spekuliert wohl auch das Elfenhaus. Auf Anfrage hat sich der Veranstalter nicht gemeldet.