Automotoren: Die Schweiz im Kreisverkehr

Nr. 13 –

Es klingt wie eine gute Nachricht: Die EU-Mitgliedstaaten haben beschlossen, ab 2035 keine neuen Autos mit herkömmlichen Benzin- oder Dieselmotoren mehr für den Verkehr zuzulassen. Das «Verbrenner-Aus», ein Kernelement des europäischen «Green Deal», soll damit durchgesetzt werden. Bloss hat es das Autoland Deutschland unter grösstem Blockadeeinsatz von FDP-Verkehrsminister Volker Wissing zuvor noch geschafft, in zähen Verhandlungen ein Schlupfloch in die EU-Verordnung einzubauen: Das Verbot soll nicht für Verbrennerautos gelten, die sich mit «E-Fuels» betanken lassen. Kurz nach Bekanntgabe des Kompromisses hat FDP-Finanzminister Christian Lindner dann auch gleich angekündigt, diese Autos steuerlich zu bevorzugen.

E-Fuels gehören zu jenen wolkigen Technologieversprechen, die in Lobbykreisen mantraartig beschworen werden, um die Autobranche möglichst uneingeschränkt aus der Klimaverantwortung zu manövrieren. Es sind synthetisch hergestellte Kraftstoffe, die angeblich klimaneutral sind – weil das darin enthaltene CO₂ zuvor aus der Atmosphäre entfernt wurde. In der Herstellung sind sie heute so aufwendig, dass für jeden gefahrenen Kilometer sechsmal so viel Energie aufgewendet wird wie für ein E-Auto. Ohnehin wird noch verschwindend wenig davon produziert. Trotzdem beanspruchen auch Schiff- und Luftfahrt für sich, darauf eine klimaneutrale Zukunft aufbauen zu können.

Auch das Autoland Schweiz lässt sich gerne von solcherlei Versprechungen blenden. In verkehrspolitischen Parlamentsdebatten wird häufig mit Schlagwörtern wie «Technologieneutralität» und «Technologieoffenheit» argumentiert; auf dem Weg zur Klimaneutralität sollten Fortschritte in alle Richtungen möglich bleiben, so die Erzählung. Auf hiesige Strassen wird die EU-Verordnung aber ohnehin keinen direkten Einfluss haben, und ein daran angelehntes Verbrennerverbot wurde vom Nationalrat eben erst abgeschossen. Auch wenn sie ihre Benzin- und Dieselfahrzeuge dereinst vermehrt aus Übersee wird importieren müssen: Die Autoschweiz hat weiterhin freie Fahrt – zumindest im inländischen Kreisverkehr.