«Rümi bleibt»: Waldstück besetzt

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Es ist nicht besonders schön hier in der Umgebung des Rümlanger Waldes: Fluglärm, Industrieareale, Autobahn. Das kleine Waldstück selbst dagegen wirkt erstaunlich unberührt. Es umfasst elf Hektaren und rund 6000 Bäume, darunter Hunderte Jahre alte Eichen. Im «Rümi»-Wald leben auch einige seltene Käferarten. Und seit letztem Samstag etwa fünfzig Aktivist:innen, die den Wald besetzen, um ihn zu erhalten.

Denn gemäss kantonalem Richtplan soll der Rümlanger Wald gerodet werden, um einer Erweiterung der benachbarten Bauschuttdeponie Chalberhau Platz zu machen. Dagegen gibt es schon länger Protest der lokalen Bevölkerung. Im Fokus stand dabei stets der Naturschutz, etwa der Erhalt der alten Eichen. Die Besetzer:innen ergänzen das Argumentarium nun um eine neue Dimension: «So viel Bauschutt entsteht überhaupt erst, weil in der Stadt ständig Wohnraum zerstört und teurer neu gebaut wird», sagt eine Sprecherin, die sich Katrin Stickart nennt: «Wir kämpfen hier nicht nur um den Erhalt des Waldes, sondern auch gegen Stadtaufwertung.»

Auch wenn die Stadt Zürich hier fern scheint – das Argument verfängt: Gemäss einer kürzlich veröffentlichten Studie der ETH Zürich wurden in der Kantonshauptstadt zwischen 2015 und 2020 nur gerade rund 100 Gebäude umgebaut oder aufgestockt. Demgegenüber wurden über 600 Häuser ganz ersetzt, was meist eine Erhöhung der Mietpreise zur Folge hat – und eben auch Bauschutt produziert.

Den neuen Waldbewohner:innen gelingt mit der «Rümi»-Besetzung also die Verknüpfung von Klimaaktivismus, Umweltschutz und Häuserkampf: «Wälder & Häuser bleiben!» steht auf einem Transparent im Wald, als die WOZ am Samstag die Besetzung besucht. Zu diesem Zeitpunkt hat die Kantonspolizei bereits alle Anwesenden kontrolliert, sich dann aber wieder zurückgezogen. Die Besetzer:innen hofften auf ein langfristiges Projekt, sagt Katrin Stickart. «Solange die Verantwortlichen nicht davon absehen, diesen Wald zugunsten der Profite von Immobilieneigentümer:innen zu zerstören, so lange werden wir hier bleiben und Widerstand leisten.» Bei Redaktionsschluss war der «Rümi» noch immer besetzt.