Kinolandschaft: 10 000 Unterschriften fürs Kino Uto

Nr. 16 –

Die Nachricht, dass eines der charmantesten Kinos Zürichs seinen Betrieb 2024 einstellen soll, hat ein enormes Echo ausgelöst.

Das Kino wird ja immer mehr zur bevorzugten Kulisse für Verfallsfantasien. Besonders schillernd hat sich das zuletzt Benjamin von Wyl in seinem Roman «In einer einzigen Welt» ausgemalt. Ein vor sich hin wuchernder Pilz kolonisiert dort die Menschen und ihre Netzwerke und nimmt so eine posthumane Zukunft vorweg. Und wo nistet er, dieser sprechende Pilz? In einem verfallenen Kino, wo sonst.

In der realen Welt geht der Verfall eines Kinos selten so schön psychedelisch vonstatten. Da wird einfach saniert und eiskalt umfunktioniert, wie im Fall des Zürcher Kinos Uto, das im März 2024 den Betrieb einstellen muss. Schon Ende 2023 wird auch das Kino Alba schliessen, das wie das Uto von der Arthouse Commercio Movie AG betrieben wird. Nun ist das Alba zweifellos ein Bijou, einer der letzten Säle mit Patina in dieser Stadt – aber als Kino blieb es doch immer latent unbefriedigend. Dass der Saal einst nicht für Filme, sondern als Theater konzipiert war, konnte man ihm nie ganz austreiben.

Anders das Uto: Vor bald hundert Jahren als Kino für die Arbeiter:innenquartiere gebaut, ist es nicht nur dank seiner Leuchtschrift ein architektonischer Zeitzeuge. Und mit Ideen wie der Horrorreihe «Uto Orrore» hat es zuletzt sogar eine kleine Renaissance erlebt, gerade bei einem jüngeren Publikum. Das zeigt sich nun auch im enormen Echo, das eine Onlinepetition zur Rettung des Kinos ausgelöst hat. Binnen weniger Wochen sind nahezu 10 000 Unterschriften zusammengekommen. Auf das Uto mit seinen 165 Plätzen umgerechnet, heisst das: Wenn alle, die unterschrieben haben, nur je einmal ins Kino gehen würden, wäre das älteste Kino der Stadt zwei Monate lang jeden Abend bis auf den hinterletzten Platz besetzt.

Am Filmriss im Uto dürfte die Petition indes nichts ändern. Das jedenfalls signalisiert die PK Rück als Eigentümerin der Liegenschaft. Die bisherige Mieterin hatte nach der Sanierung einen Kinobetrieb mit integrierter Bar angestrebt. Laut PK Rück ist das in dem denkmalgeschützten Gebäude nicht realisierbar, weshalb man das Konzept der Arthouse-Gruppe nicht weiter geprüft habe. Nach der geplanten Sanierung soll es in dem Haus mit einem Kulturangebot «zu Gunsten des Quartiers» weitergehen.

Derweil ist die Arthouse-Gruppe laut Medienberichten als neue Betreiberin der Kinos im stillgelegten Kosmos im Gespräch. Ein Entscheid ist Ende April zu erwarten – bevor die Kinos dort noch besetzt werden, und sei es nur von einem Pilz.