Film: Schule in Aufruhr
Carla Nowak (Leonie Benesch) ist eine kompetente Lehrerin. Das ist die erste Überraschung, mit der Regisseur Ilker Çatak die eingefahrene Wahrnehmung aufbricht. Carla ist zwar jung und idealistisch, aber ihre Klassen hat sie fest im Griff. Wobei es sich bei der Schule, an der sie Sport und Mathematik unterrichtet, auch nicht um eine sogenannte Brennpunktschule handelt. Beiläufig unterläuft der Film gleich in den ersten Szenen die gängigen Vorurteile – Hatice, die Kopftuch trägt, ist eine auftrumpfend kluge Schülerin –, aber im Weiteren wird es darum gehen, die Hartnäckigkeit zu offenbaren, mit der diese gegen alle Absichtserklärungen weiter bestehen und Wirkung entfalten.
Im Kollegium ist Carlas Stand nämlich weniger gefestigt. Ihr Widerspruch, als ein türkischstämmiger Schüler ihrer Klasse des Diebstahls verdächtigt wird – ausgerechnet unter Wortführung ihres sonst sehr lockeren Schwarzen Kollegen –, verhallt fast wirkungslos. Aber kompetent, wie sie ist, nimmt sie die Dinge selbst in die Hand. Ein heimlich von ihr gefilmtes Video führt dazu, dass jemand anderes für die Diebstähle an der eigentlich so ordentlichen Schule ins Visier gerät.
Damit tritt Carla eine Dynamik los, die nach und nach die ganze Schule, vom Direktionssekretariat übers Lehrerzimmer bis zur Redaktion der Schüler:innenzeitung, in Aufruhr versetzt.
Ilker Çatak inszeniert das eng getaktet als veritablen Thriller. Das Spannende dabei ist, dass sich alle Parteien über etwas anderes empören: Die Schüler:innen wehren sich gegen rassistisch motivierte Verdächtigungen, die Lehrer:innen empören sich über mangelnde Solidarität untereinander, und Carla kämpft damit, dass sie das Vertrauen von Oskar (Leonard Stettnisch), einem ihrer besten Schüler, zu verlieren droht.
Dabei richtet der Film die Aufmerksamkeit allein auf das, was in den Räumen der Schule geschieht. Sie wird zum sozialen Mikrokosmos, in dem sich zeigt, wie gross die Folgen auch kleiner Fehler sein können.