Kost und Logis: Rendezvous mit einem Phantom
Karin Hoffsten versuchte, mit Paypal in Austausch zu treten
Als ich mit einem Nachbarn über den Onlinebezahldienst Paypal sprach, rief der entsetzt: Mach ich nie mehr! Wann immer er damit etwas überwiesen habe, habe es Ärger gegeben: Falsch oder gar nicht abgebucht, und was der Schreckensszenarien mehr waren. Och, fand ich, ich bin ganz zufrieden – bisher stimmte immer alles!
Das war vor April. Denn im April habe ich, die ich Kleidungsstücke sonst nur in begehbaren Läden erwerbe, leichtfertig online ein Kleid bestellt. Ich bezahlte mit Paypal, weil es schnell geht, und ruckzuck – weg war das Geld.
Als das Kleid zwei Wochen später immer noch nicht angekommen war, mailte ich der Firma und erhielt postwendend Antwort: «Wir haben Ihre Bestellung geprüft. Die Zahlung dazu war nicht erfolgreich, sodass eine weitere Bearbeitung nicht möglich war.» Weshalb, wisse man nicht.
Auf der Paypal-Website empfing man mich mit: «Willkommen Karin, wie können wir helfen?» Doch als ich unter «Wie melde ich ein Problem mit einem Verkäufer?» die gescheiterte Zahlung melden wollte, kam die automatische Antwort: «Leider können Sie bei dieser Art von Transaktion keinen Fall eröffnen.»
Ab da hätte es Kafka gefallen. Unter «Sie benötigen Hilfe? Fragen Sie den Paypal Assistenten» begann ich einen Chat, doch der «Assistent» schlug bloss ein paar Stichworte vor, aus denen ich zu wählen hätte, die aber alle nicht passten. Auf mein Beharren hin versprach mir das Phantom ein Mail, das nie ankam.
Ich prüfte täglich meine Konten, wo nach wie vor die bezahlte Summe abgebucht war. Sonst tat sich nichts. Ich bat die Onlinefirma, bei Paypal nachzuhaken, worauf diese antwortete: «Paypal hat uns in der Zwischenzeit bestätigt, dass die Autorisierung nun storniert wurde. Der Betrag sollte bereits wieder auf Ihrem Konto verfügbar sein. Laut Paypal wurde auch eine E-Mail dazu versendet.» Es kam weder Mail noch Geld. Meine Einwegkommunikation mit dem Phantom wurde schärfer.
Als ich wieder in mein Konto schaute, waren alle Spuren wie von Geisterhand verschwunden – Hokuspokus Verschwindibus! Die Abbuchung war weg, folglich auch keine Rückzahlung erfolgt. Auch auf Paypal fehlte die «Transaktion», als ob nie etwas geschehen wäre – und kein Wort der Erklärung, nirgends.
Nun gut, denken Sie jetzt vielleicht: Wie kann man nur so blöd sein und über Paypal Geschäfte treiben? Vom wahnsinnigen Onlinekrösus Elon Musk gegründet, später von Ebay gekauft, seit 2018 ein selbstständiges Unternehmen, das zahlreiche andere Zahlungsdienste aufkaufte, verkörpert der Onlinezahlungsdienst den entfesselten Kapitalismus wie wenige andere Konzerne. Und Sie haben recht!
Gestern habe ich dem Phantom testhalber noch mal geschrieben und traute meinen Augen nicht: Erst antwortete Lydia, dann Heike, schliesslich Patrick. Was genau passiert ist, weiss ich immer noch nicht. Vielleicht sollte das Phantom den Service mittels KI optimieren.
Weil Karin Hoffsten der Meinung ist, es werde sowieso viel zu viel Papier verschickt, schätzt sie elektronische Kommunikations- und Zahlungswege sehr. Wenn sie denn funktionieren.