Moment, was war das gerade? Ein Schaltkreis? Eine Pflanze? Ein Ornament? Doch die rätselhafte Abbildung ist längst entwischt. Als Nächstes kommt ein grinsender Mickey Mouse, eine unerträgliche Lynchszene mit lachenden weissen Zuschauer:innen, ein zigfach vergrösserter Insektenkopf, ein Sonnensturm. Diese Bilder entziffert man problemlos, doch was ist der Zusammenhang? Die Abbildungen sind wie in einer Diaschau aneinandergereiht, getragen von Beats des Technopioniers Robert Hood: wuchtig, monoton, unentrinnbar – ein Soundtrack irgendwo zwischen lebenserhaltenden Geräten auf der Intensivstation und einer Tanzfläche im Zeitlupenmodus. Passt.

Das Werk «SloPEX» stammt vom US-amerikanischen Künstler Arthur Jafa, zu sehen ist es im Zürcher Ableger der Luma-Stiftung der Basler Mäzenin Maja Hoffmann. Die einzelnen Bilder hat Jafa einst aus Magazinen ausgeschnitten, später kamen digitale Fundstücke dazu. Vor zehn Jahren hat Jafa eine Auswahl aus diesen Moodboards, wie er seine Bildersammlungen nennt, zu einem schnellen Film montiert: Aus diesem achtminütigen «Apex» ist nun der gut halbstündige «SloPEX» geworden.

Wir haben also etwas mehr Zeit, die einzelnen Bilder zu lesen. Wer rote Fäden sucht, findet sie. Zu sehen sind etwa viele Schwarze Musiker:innen: Miles Davis, Mahalia Jackson, Bob Marley, immer wieder Michael Jackson, dessen heller werdende Haut sich mit weissen Totenmasken und Mickey Mouse verbindet. Dazwischen Filmstills aus «Alien», «Elizabeth», «Lord of the Rings», «The Hours», «Star Wars»; rassistische Gewalt, Black Power; das All, das Meer, ein Haufen Knochen. Jafa spricht von Assoziationsketten, der Wandtext nennts eine «Ontologie des Schwarzseins». Die legendäre Sklav:innenretterin Harriet Tubman folgt auf den zweifelhaften Superhelden Batman. Weil man immer wieder vor den Kopf gestossen wird, kehrt man immer wieder zurück: auf Sinnsuche in hypnotischen Bilderrätseln. 

Daniela Janser

«SloPEX» in: Zürich Luma Westbau, Löwenbräu-Kunstareal, 3. Stock, Eintritt frei, bis 17. September 2023. www.westbau.com