Alexa Lindner Margadant (1936–2023): Schon zu Lebzeiten eine feministische Ikone
Doch, eigentlich wäre sie ganz gern eine historische Figur, sagte sie der WOZ anlässlich ihres 80. Geburtstags, der in ihrer Heimatstadt St. Gallen mit einer «Historischen Tagung» zur Frauenbewegung gefeiert wurde. Wer Alexa Lindner Margadant kannte, kann sich vorstellen, wie sie dazu lachte.
Für die feministische Bewegung in der Ostschweiz jedenfalls war diese charismatische, so heitere wie ernsthafte Kämpferin schon da eine höchst lebendige Ikone. 1936 im toggenburgischen Alt St. Johann als Tochter einer Telefonistin und eines Kantonspolizisten geboren, wurde sie bereits früh politisiert. Mit zwanzig Jahren, nach der KV-Lehre bei einem linken Anwalt in St. Gallen, wurde sie Sekretärin der kantonalen SP. Von 1972 bis 1975 präsidierte sie als erste Frau die Kantonalpartei, 1972 bis 1974 und 1993 bis 1998 sass sie im St. Galler Stadtparlament. Hauptberuflich arbeitete sie 34 Jahre lang als Fachlehrerin für Stenografie, Maschinenschreiben, Bürotechnik und Informatik an der Mädchensekundarschule Talhof und an der Kanti St. Gallen.
Über all die Jahre setzte sie sich unentwegt für die Gleichberechtigung ein. Nicht nur der Frauen: Geprägt durch die 1959 verlorene Abstimmung zum Frauenstimmrecht, entwickelte sie früh ein Sensorium für Benachteiligungen. So setzte sie sich bis zuletzt für das Stimm- und Wahlrecht für Ausländer:innen ein. Besonders wichtig war ihr die ausserparlamentarische Arbeit. Legendär ist ihre Mitwirkung an theatralen Strassenaktionen der autonomen Frauengruppe. Sehr am Herzen lag ihr als Mitgründerin die St. Galler Frauenbibliothek Wyborada, das heutige Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte, wo sie ab ihrer Pensionierung ihr vielseitiges Können zur Verfügung stellte – bei Computerproblemen wie als Redaktorin und Mitautorin bei Projekten wie dem Schwarzbuch «Frau und Arbeit». Nicht zu vergessen sind auch ihre Recherchen für das Standardwerk «Das Schweizer Plakat 1900–1983» ihres Ehemanns, des 2013 verstorbenen Publizisten Bruno Margadant.
«Wahrscheinlich hoffte ich immer auf eine Revolution. Und diese Revolution sollte eher von der Strasse ausgehen», sagte sie diesen Mai im Kulturmagazin Saiten. Am 4. Juli ist Alexa Lindner Margadant im Alter von 87 Jahren gestorben.