Grüne in Basel: Frontalangriff auf die SP

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Aufmüpfig! Rücksichtslos! Machiavellistisch! Kein Adjektiv ist den Lokalmedien zu gross, um die Strategie der Basler Grünen zu beschreiben. Statt sich im Schatten der grossen SP weiter der Verkümmerung hinzugeben, entschied sich die Partei bei ihrer Mitgliederversammlung am Sonntag geschlossen für einen Frontalkurs. Die Grünen greifen den frei gewordenen SP-Sitz in der Regierung an.

Es ist das erste Lebenszeichen der Grünen, seit ihre Regierungsratspräsidentin Elisabeth Ackermann 2020 an der Urne abgestraft wurde und der Sozialdemokrat Beat Jans das Präsidium für die Linke sicherte. Ab da schien klar, dass die Grünen dankbar zu sein hatten: für die SP, die überparteiliche Solidarität, die Rettung der Linken im Präsidialdepartement.

Entsprechend zurückhaltend verhielt sich die Partei. Bis sich am 13. Dezember die Tür für die Emanzipation öffnete: Mit Beat Jans’ Wahl in den Bundesrat wurde ein Sitz in der Kantonsregierung frei. Für die SP war stets klar, wem dieser gebührt. Umso grösser die Brüskierung, als die Grünen kurz vor Weihnachten die Kandidatur ihres Grossrats Jérôme Thiriet verkündeten.

Die Reaktion der SP: Groll, wie man ihn gegen ein ungezogenes Kind hegt. Lisa Mathys, Präsidentin der SP Basel-Stadt, bezeichnete das Vorgehen der Grünen als «keine vertrauensbildende Massnahme». Und während die SP noch ungläubig den Kopf schüttelt, planen die Bürgerlichen schon den Gegencoup: Ein Doppelticket von LDP und FDP soll ihnen nicht nur den freien Sitz, sondern auch das Präsidium des Regierungsrats einbringen. Offiziell unterstützt werden sie bis jetzt von der SVP, die keinen Kandidaten stellt. BastA!, Mitte und Grünliberale wollen im Lauf des Januar entscheiden, wer ihre Unterstützung bekommen soll.

Egal wer am 3. März den Sitz von Jans bekommt: Im Herbst wird schon wieder neu gemischt. Die Gesamterneuerungswahlen des Regierungsrats stehen an. Spätestens da wird sich zeigen, was der Sprung aus dem Schatten der SP für die Grünen bedeutet.