Film: Manchmal hilft nur Gewalt

Nr. 7 –

Filmstill aus «Bisons»: Männer bei einem Faustkampf
«Bisons». Regie: Pierre Monnard. Schweiz 2023. Jetzt im Kino.

Wer gewinnt, putzt dem Verlierer das Sägemehl vom Rücken, und wer ständig gewinnt, gehört zu den «Bösen». Kein Sport verkörpert die traditionellen Schweizer Männertugenden besser als der Hosenlupf: Anstand, Disziplin und Bodenständigkeit – und zur Belohnung ein Muni. «Bisons», der neue Film von Pierre Monnard («Platzspitzbaby»), unterzieht diese Tugenden einem Crashtest und wurde dafür in sechs Kategorien für den Schweizer Filmpreis nominiert.

Held der Geschichte ist Meisterschwinger Steve (Maxime Valvini), der sich nach dem Tod seines Vaters um den maroden Hof kümmert: ein Bauer wie aus dem Frauenmagazin, breitschultrig, einfühlsam, mit Tattoos auf der Brust und Weltschmerz im Blick. Egal ob Zwilch oder Euter, Steve kann zupacken und strahlt dabei auch noch Fürsorglichkeit aus. Im Gegensatz zu seinem Bruder Joël (Karim Barras), der eines Abends mit Lederjacke und Knasterfahrung am Familienklavier sitzt und unheilvoll klimpert. Joël bringt Steve dazu, an illegalen Kämpfen mit hohen Siegprämien teilzunehmen, um Papas Schulden zu begleichen und den Hof mit einer Bisonzucht zu sanieren.

Die Konstellation ist biblisch: Eifersüchtiger Loserbruder prüft Moral des Vorzeigesohns. Doch dann nimmt der Bruderzwist eine überraschende Wendung. Die beiden spannen wirklich zusammen und nähern sich einander an, bis sie den wahren Gegner erkennen: den halsabschneiderischen Gläubiger mit der teuren Karre, der Verständnis heuchelt, sie aber nur abzocken will.

Erzählt wird sehr lebendig, körperlich, die Kamera wrestelt gewissermassen mit. Das führt zu drastischen, manchmal überästhetisierten Kampfszenen, die man gewöhnungsbedürftig finden kann. Und man darf auch über das Vintage-Genderklischee lachen, das aus der titelgebenden Metapher dampft. Doch «Bisons» ist tierisch gut gespielt, mit kolossalem Sound (Nicolas Rabaeus) und wohltuend unverschämt in seiner Botschaft: Wir alle sollten Bisons sein in Zeiten, in denen uns Schweine die Lebensgrundlagen entziehen.