Film: Wo bleibt das Lachen?
Wenn in einer Satire kaum gelacht wird, gilt eigentlich nur eine Entschuldigung: Sie muss die Dinge so scharf auf den Punkt bringen, dass einem das Lachen vergeht. Was aber, wenn sie es gar nicht auf komische Momente anlegt? Von Anfang an gibt es bei «American Fiction», bei den Oscars für das Drehbuch ausgezeichnet, eine gewisse Irritation. Die dargestellten Situationen versteht man als Farce, aber besonders witzig sind sie nicht. Wenn ein Schwarzer Hochschullehrer vor einer weissen Studentin den literarischen Gebrauch des N-Worts rechtfertigen muss, wird deutlich, dass die Diskussion für die Beteiligten selbst schon zum Klischee geworden ist. Monk, wie sich der von Jeffrey Wright gespielte Literaturprofessor nennt, nimmt die folgende Suspendierung denn auch mit der Resignation eines Mannes hin, der nichts anderes erwartet.
Ähnlich verhält es sich mit den Reaktionen auf seinen jüngsten Roman, der den Verlagen zu wenig afroamerikanisch ist. Die Aufforderung, irgendwie «schwärzer» zu schreiben, kennt Monk schon lang. Eine Reihe von Fehlschlägen später hat er genug. Er setzt sich hin und verfasst ein solches «schwärzeres» Buch, und es kommt, wie man es von der Satire erwartet: Seine erfundene autofiktionale Beichte eines Schwarzen Ghettogangsters wird zum Bestseller der Saison, gefeiert für seine Authentizität.
Es könnte alles so lustig sein. Nur dass Regisseur Cord Jefferson die Pointen immer wieder unterläuft, als sei ihm die Vorhersehbarkeit des Ganzen lästig. Auf hintergründige Weise bietet der Film Ersatz an. Inmitten der Farce gibt es Monks ganz gewöhnliches Leben mit all den Dingen, die durchs identitätspolitische Raster fallen: das Verhältnis zu seinen Geschwistern, die so vertraut und fremd zugleich sind; die Sorge um eine in Demenz abgleitende Mutter; scheiternde romantische Beziehungen. Der grossartige Jeffrey Wright trotzt dabei den Krisen des mittleren Alters mit so herrlich verstimmtem Charisma, dass man das Lachen gar nicht mehr vermisst.