Stimmen zum Tag der Arbeit: «Für uns scheint heute die Sonne»

Nr. 18 –

Rote Fahnen, violette Halstücher und die gemusterte Kufija prägen das Bild an der grössten 1.-Mai-Kundgebung der Schweiz: Gut 11 000 Menschen haben sich laut Gewerkschaften in der Stadt Zürich eingefunden, um unter dem Motto «Kapitalismus macht krank» den Tag der Arbeit zu begehen. Wer ist gekommen und warum? Stimmen vom «Ni una menos»-Platz, unterm Jahr profan Helvetiaplatz genannt:

«Es ist extrem wichtig, dass wir, die nicht so viel Geld auf der Seite haben, hierherkommen. Ich bin bestimmt schon zum 40. Mal am 1. Mai. Wir sind nicht nur ein paar alte Sozialist:innen, auch viele Junge kommen an die Demo. Diese Bewegung geht weiter.»
Marianne (63), ehemalige SP-Gemeinderätin

«Meine Kollegen haben mich ‹überschnured›. Aber ich finde es natürlich wichtig, hier zu sein. Der Kapitalismus und sein Wachstumszwang sind für so viel Leid verantwortlich – besonders in der Klimakrise.»
Dimitri (25), Student

«Mein Herz schlägt links, also bin ich jedes Jahr da. So sehe ich immer auch viele Leute wieder, die ich schon lange nicht mehr getroffen habe. Es ist mir wichtig, ein Gegengewicht zur kapitalistischen Gesellschaft zu bilden und zu zeigen, dass es auch ein anderes Leben geben könnte. Besonders freut mich, dass heute für uns die Sonne scheint und die ‹Bonzenchilbi› am Sechseläuten verwindet wurde.»
Matte (65), Rentner

«Dass Kapitalismus krank macht, spüre ich in meinem Job jeden Tag. Es geht immer mehr darum, alles korrekt abzurechnen und zu dokumentieren, als genügend Zeit mit den Patient:innen zu verbringen. Auch für einen selber bleibt im Arbeitsalltag fast keine Zeit. Der Fokus liegt am völlig falschen Ort.»
Olivia (28), Assistenzärztin

«Ich bin auf Kriegsfuss mit dem Kapitalismus! Er ist verantwortlich für sehr viel Unheil, das wir auf unserer Welt haben, und gegen das will ich aufstehen.»
Lelia (26), Gastromitarbeiterin und Tanzlehrerin