Kino: Porno, Horror und Kevin Bacon
Was ein Buster-Keaton-Imitator mit unlauteren Absichten auf drastische Weise gleich zu Beginn von «MaXXXine» erfahren muss: Maxine Minx (Mia Goth) weiss sich durchzusetzen – notfalls mit Gewalt. In «X» (2022), dessen Handlung sechs Jahre früher angesiedelt war, musste sich die angehende Pornodarstellerin noch gegen die Angriffe von Pearl (auch Mia Goth) zur Wehr setzen, von deren gescheiterten Showbusiness-Ambitionen und latenter Psychose man sich wiederum in «Pearl» (auch 2022) ein Bild machen konnte. Jetzt, im dritten und besten Teil von Ti Wests «X-Trilogie» (den man sich auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Teile ansehen kann), glaubt Maxine ihre Ambitionen auf Hollywoodruhm endlich verwirklicht zu sehen. Als ihr die Hauptrolle in einem billigen Horrorfilm zugesprochen wird, beschwichtigt Maxine eine skeptische Freundin mit dem Hinweis, dass unzählige Kinostars ihre ersten Auftritte in jenem vermeintlich minderwertigen Genre hatten, das in den Achtzigern dank VHS und der dazugehörigen Videothekenkultur gerade eine Blütephase erlebte.
«MaXXXine» selbst erzählt, auch wenn das hier keine besondere Rolle spielt, durchaus eine Geschichte: die einer mit allen Wassern gewaschenen Schauspielerin, die sich gegen eine nicht enden wollende Reihe von lächerlichen bis gefährlichen Männern durchsetzen muss, die ihr an Leib und/oder Leben wollen. An der Spitze des unrühmlichen Reigens steht ein Serienmörder namens Night Stalker, der mit schwarzen Lederhandschuhen direkt aus einem Giallo-Film jungen Schauspielerinnen nachstellt. Interessanter ist da Wests inspiriert-chaotisches Verweisspiel mit den grellen (Un-)Realitäten des Achtziger-Jahre-Hollywood: Camp, Porno, Horror und Kevin Bacon (in einer erdrückend-schmierigen Nebenrolle) treffen auf zur Schau gestellte Maskulinität, Satanic Panic, christlichen Fanatismus und auf den sich in alle anderen Bereiche ausbreitenden Sexismus einer Industrie, die erst Jahrzehnte später zumindest ansatzweise zur Besinnung kommen sollte.