Was weiter geschah: Der lange Schlaf der Bundes­anwaltschaft

Nr. 36 –

Es war ein Betrugsskandal riesigen Ausmasses. 2020 wurde Najib Razak, früherer Ministerpräsident Malaysias, deswegen zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Die Rede ist vom sogenannten 1MDB-Skandal.

Am 28. August sprach das Bundesstrafgericht in Bellinzona nun die Genfer Geschäftsleute Tarek Obaid und Patrick Mahony schuldig. Ihre Investmentfirma Petrosaudi hatte 2009 insgesamt 1,8 Milliarden US-Dollar vom malaysischen Staatsfonds 1MDB erhalten. Das Geld wurde aber nicht wie versprochen für Ölförderprojekte und den Kauf von Firmenanteilen verwendet, es floss in die Taschen der beiden Geschäftsleiter und anderer Beteiligter.

Eine Anzeige des Bruno-Manser-Fonds gegen Obaid und Mahony von Ende 2014 ignorierte die Bundesanwaltschaft. Für den Ex-Petrosaudi-Angestellten und Whistleblower Xavier Justo war dieses Desinteresse verheerend: Er wurde von Obaid und Mahony mithilfe von Schweizer Anwältinnen, PR-Beratern und «Sicherheitsleuten» unter Druck gesetzt, diskreditiert und 2015 gar wegen Datendiebstahl und Erpressung in Thailand inhaftiert.

Dass der ganze Skandal dennoch aufflog, liegt auch an der britischen Journalistin Clare Rewcastle Brown, die die Sache auf Basis von Justos Daten weiterverfolgte. 2015 schalteten sich die US-Ermittlungsbehörden ein. Die Schweizer Bundesanwaltschaft eröffnete schliesslich im November 2017 ein Strafverfahren. Während Patrick Mahony das Urteil bisher nicht kommentiert hat, erklärte Tarek Obaid unmittelbar nach dem Urteilsspruch vom Mittwoch, er werde in Berufung gehen.

Nachtrag zum Artikel «Das ewige Warten der Bundesanwaltschaft» in WOZ Nr. 11/20.