Film: Wenn man trotzdem lacht

Nr. 40 –

Filmstill aus «Joker: Folie à Deux»
«Joker: Folie à Deux». Regie: Todd Phillips. USA 2024. Jetzt im Kino.

Irgendwann zwischen «Joker» (2019) und der jetzt anlaufenden Fortsetzung muss Todd Phillips das Lachen im Hals stecken geblieben sein. Erst gewann der vorher vor allem für seine «Hangover»-Trilogie bekannte Regisseur absurderweise in Venedig einen Goldenen Löwen. Dann warnte unter anderem das US-Militär davor, dass der düstere Film um einen missverstandenen Aussenseiter, dessen Identitätsfindungsprozess in einem Mehrfachmord gipfelt und damit revolutionsartige Aufstände entfacht, seinerseits als Inspiration zur Gewalt missverstanden werden könnte (siehe WOZ Nr. 41/19). Auch wenn sich diese Bedenken als übertrieben erwiesen, wollten dann jene Teile des Publikums, die normalerweise einen grossen Bogen um Comicverfilmungen machen, in «Joker» das einfühlsame Porträt eines missverstandenen Aussenseiters mit Mutterkomplex erkennen, der von einer herzlosen Gesellschaft zu dem gemacht wurde, was er ist. Es war nicht lustig.

Was Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) ist, darüber scheinen sich jedenfalls auch die Filmemacher nicht ganz im Klaren gewesen zu sein. In der ansonsten eigentlich nicht besonders nötigen Fortsetzung geht es also zu grossen Teilen um genau diese Frage: Ist die Figur des Joker Ausdruck einer schizophrenen Erkrankung Arthurs, oder handelt es sich um blosse Performance? Identitätsfindung zum Zweiten also, wobei das hier buchstäblich ein Prozess ist, an dessen Ende auf Arthur die Todesstrafe oder die Verwahrung wartet.

Auftritt Lady Gaga: Die Begegnung im Gefängnischor mit der attraktiv-verrückten Joker-Verehrerin Lee Quinzel erweckt in Arthur endlich die Liebe, im Publikum die (vergebliche) Erwartung einer bunten und gewalthaltigen Folie à deux – und im Film selbst einen neuen Erzählmodus. Was passt schliesslich besser zur Wahrnehmung einer, nein: zweier psychotischer Figuren als das Musical, in dem die realistische Erzählung regelmässigen Einbrüchen des Surrealen untergeordnet wird? Und auch wenn am Ende die meisten Missverständnisse behoben sein sollten: Lustig ist es noch immer nicht.