Wichtig zu wissen: Kanzler Kultur

Nr. 6 –

Ruedi Widmer über Bundesräte, -kanzler und -«angestellte»

Der tapsige deutsche Gernebundeskanzler Merzkeks kanzlert schon mal vom einen Fettnapf zum nächsten. So viel Eigenlust, Blindheit und Ignoranz – das hat fast schon richtige Schweizer Qualität (U. Maurer). «AfD? – I can nothing say to this issue.» (Diesen Satz schrieb ich allerdings noch, bevor sich der Zürcher Oberländer Säulenheilige der Neutralität am Montag in einem Grussvideo positiv zur AfD äusserte.)

Die Schweizer Mitte-Partei (früher CDU) findet fast keinen Bundesrat mehr, obwohl sie sich durch alle Antiquitätenläden und Brockenhäuser geackert hat. Sie hat fürs VBS einzig noch eine ferne Kopie von Altparteipräsident Gerhard Pfister gefunden, einen Martin Pfister. Und eine Ritterrüstung aus der Ostschweiz. Was waren das noch für Zeiten, als die Partei Legenden wie Arnold Koller oder Alfons Egli stellte …

Ist das Amt wirklich so unattraktiv? Vielleicht könnte man diesen Sitz ausnahmsweise mal mit einer ausländischen Fachkraft besetzen. Da würde die SVP natürlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber ich stelle mir tatsächlich Fritze Merz vor, als Bundesexpat, der ja auch aus einer Partei stammt, die das «christlich» gestrichen hat. Zweifelsohne würde seine Abschiebung in die Schweiz viele Menschen in Deutschland erfreuen. Und gerade Merz könnte es vielleicht noch gut mit der künftigen Kanzlerin, was für unsere schöne Schweiz gut wäre.

Die Einschaltquoten sind hoch, wenn Caren Miosga (ARD) bei AfD-Talkerin Alice Weidel eingeladen ist.

Nach 1933 konnte der:die deutsche Wähler:in noch sagen, man habe sich nicht vorstellen können, was das bedeutet, wenn man die NSDAP gewählt hat. Seither ist viel geschehen. Selten wurde etwas so gut dokumentiert wie die Entstehung der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland.

Wir müssen von der Illusion wegkommen, dass es die Leute nicht wissen, hin zur Einsicht, dass es die Leute wollen – selbst wenn ihre persönliche Freiheit und ihr Wohlstand vor die Hunde gehen. Heute weiss es jeder, auch jeder CDU-Wähler, jede AfD-Wählerin. Es ist alles tausendfach abrufbar im Internet.

Die enthemmten Egos von Donald Trump und Elon Musk lassen eigentlich nicht zu, dass Adolf Hitler brutaler und radikaler als sie selbst gewesen sein sollte. Wir werden noch ganz üble Sachen aus den USA sehen, und zwar schon in den nächsten Wochen. Ich rechne auch fest mit «militärischen Spezialoperationen» in Kanada und Grönland.

Genug verrückt, dass selbst das Konzept «Maga» eine Lüge ist. Alleine die Demontage von USAid durch den reichsten Privatmann der Welt schafft auf der ganzen Welt Machtvakua, die augenblicklich gefüllt werden: von China, Russland, Saudi-Arabien, dem Iran oder im besten Fall von Europa. Die USA werden verzwergt und ausgesogen von der Republikanischen Partei.

Bei Musk ist auch klar warum. Das Geld, das der «besondere Regierungsangestellte» (offizieller Titel seit dem 3. Februar 2025) nun gegen den Kongress und die Verfassung überall eigenhändig zusammenklaubt und -klaut, braucht er für seinen Marsflug. Das Unternehmen, mit dem er und seine psychopathischen Tech-Kumpel die umweltzerstörte Erde verlassen wollen, ist derart teuer, dass auch die Billionen seiner Spinnerfreunde nicht ausreichen. Also muss selbst der ärmste Mensch bezahlen, damit der reichste Mensch die Fahrt in den Himmel antreten kann.

Als Bub stellte ich mir den ersten Marsflug so vor wie den ersten Mondflug – als ein kollektives Erlebnis für die ganze Menschheit, aber der wissenschaftsfeindliche Musk hat die fantastische Aura der Weltraumfahrt für immer zerstört. Seine Weltraumraketenkonzepte, die ich anfänglich durchaus fasziniert verfolgte, lösen bei mir heute nur noch Brechreiz aus.

Ruedi Widmer ist Cartoonist in Winterthur.