Theater: Im Neurosenkabinett

Nr. 13 –

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Bühnenfoto des Theaterstück «Die Glasmenagerie»
«Die Glasmenagerie». In: Basel Theater Basel. Letzte Vorstellungen: Sa, 29. März 2025, und Sa, 26. April 2025, jeweils 19.30 Uhr; So, 18. Mai 2025, 18.30 Uhr. www.theater-basel.ch

Dass eine neue Regiesprache entsteht, merkt man daran: Es fehlen die Worte, sie zu beschreiben. Neuer Anlass, welche zu finden: «Die Glasmenagerie» im Theater Basel. Vielleicht liegts daran, dass Jaz Woodcock-Stewart bislang hauptsächlich im Vereinigten Königreich gearbeitet hat, jedenfalls sucht man in der deutschsprachigen Theaterlandschaft vergebens nach Vergleichen. Womöglich wird man sie erst in einer späteren Rückschau auf das Werk der jungen Regisseurin finden.

Was ins Auge sticht: einige Vibrationsgeräte, wie sie sonst in Fitnessstudios stehen. Darauf wird gegessen, gesungen, gestritten – gezittert. Sie scheinen das innere Beben freizulegen: Spannungen gibt es genug in der Familie Wingfield, die der US-Dramatiker Tennessee Williams ins St. Louis der 1930er Jahre pflanzt. Der Vater ging früh weg, Mutter Amanda (Hilke Altefrohne) verwaltet mit harter Hand ein prekäres Dasein. Sohn Tom (Jan Bluthardt) muss den Verdiener spielen, stiehlt sich in der Schuhfabrik aber lieber aufs WC, um Gedichte zu schreiben. Seine Schwester Laura (Antoinette Ullrich) arbeitet emsig an der titelgebenden Glasfigurensammlung, statt in die Wirtschaftsschule zu gehen. Sozialer Aufstieg? In weiter Ferne.

Es sind einige Sonderbarkeiten in dieser Inszenierung auszumachen. Sie setzt auf leise Töne, was in den hinteren Reihen fast zum akustischen Problem wird – und ist dann doch wieder ganz laut, wenn Laura mit Youtube-Tutorials singen übt und mit Dark-Metal-Stimme «I do not see the darkness» brüllt. Definitiv eigen, dieser Regiestil, aber das ist ungenau. Ein stetes Unbehagen lässt sich in jedem Fall verzeichnen, das man aber irgendwie gerne erträgt. Auch hat es etwas Komisches, wenn die Spielenden über einen schmalen, erhöhten Gang entlang der Bühnenwände auf und ab gehen. Bei alldem behält man stets den Glauben, dass das Motorrad, das irgendwann auf die Bühne gerollt wird, noch wichtig wird. Und wird auch mal überrascht, wenn vor der Pause ein neues Bühnenbild von der Decke herunterschwebt. Eine neue Regiesprache in der Entstehung?