Glencore in Kolumbien: Verantwortung zeigen!
Am Erscheinungstag dieser WOZ übergeben Aktivist:innen dem Rohstoffkonzern Glencore vor dessen Hauptsitz in Baar eine Petition mit rund 3600 Unterschriften. Sie fordern Glencore auf, endlich Verantwortung für die Vertreibung der Bewohner:innen von Tabaco zu übernehmen. Diese wurden schon vor 23 Jahren aus ihrem Dorf in Kolumbien vertrieben, um Platz für die Erweiterung der Kohlemine El Cerrejón zu schaffen. Die Gemeinschaft lebt seither weit verstreut und auseinandergerissen.
Viele Menschen aus der Gemeinde kämpfen nicht nur für eine angemessene Entschädigung, sondern vor allem auch für die Möglichkeit, gemeinsam und unter menschenwürdigen Bedingungen an einem neuen Ort zu leben. Der oberste Gerichtshof des Landes entschied bereits 2002 zugunsten der Gemeinschaft, ebenso das Verfassungsgericht 2017. Trotzdem haben die Verantwortlichen der Mine bislang zu wenig getan. El Cerrejón gehört seit 2022 vollständig Glencore. Zuvor hatte das Unternehmen ein Drittel der Anteile gehalten.
El Cerrejón ist die grösste Kohlemine Lateinamerikas. Grosse Flächen in ihrer Umgebung sind zerstört, die Flüsse vergiftet (siehe WOZ Nr. 35/23). Auch andere Gemeinschaften wie die der Wayúu und der Yukpa wurden vertrieben und wehren sich. Glencore zeigt sich vom Widerstand unbeeindruckt. Der Konzern verklagte Kolumbien gar wegen Verletzung des Investitionsschutzabkommens mit der Schweiz, weil das Verfassungsgericht des Landes 2017 in einem anderen Entscheid verlangte, die Umleitung eines Flusses müsse rückgängig gemacht werden (siehe WOZ Nr. 5/22).
Um auf die Situation der ehemaligen Bewohner:innen von Tabaco aufmerksam zu machen, hat die Gruppe Junta Social de Reubicación de Tabaco im Herbst vergangenen Jahres während neun Tagen die Eisenbahnlinie zur Kohlemine blockiert. Sie zwang Glencore so dazu, erneut in Verhandlungen mit den ehemaligen Bewohner:innen zu treten, die bislang aber zu nichts geführt haben. Die Aktion hat aber Aktivist:innen in der Schweiz mobilisiert, die daraufhin ihre Petition lancierten. Sie wollen den Grosskonzern auch von hier aus unter Druck setzen.