Ausstellung: Auf den Spuren des Sponsors

Schneeweisse Baumwollstoffbahnen verkleiden die Wände des einstigen Kohlekellers im Volkarthaus direkt beim Bahnhof Winterthur. Sie sind das Werk von Stefanie Knobel – und werden auch zur Kulisse einer Performance der Künstlerin, die am Samstag noch einmal live aufgeführt wird. Knobels «On Surfaces and Structures» ist wohl die erste Ausstellung in diesem auf den Namen Coalmine getauften Kunstraum, die sich direkt mit der Herkunft des Vermögens hinter der Volkart-Stiftung befasst, die den Raum seit 25 Jahren betreibt und finanziert.
Die Handelsfirma Volkart, 1851 gegründet, wurde zu einem der mächtigsten Baumwollzwischenhändler der Welt. In den Fussstapfen der europäischen Kolonialmächte war sie auch Teil eines Systems von Ausbeutung und Gewalt. «On Surfaces and Structures» ist zugleich die letzte Ausstellung dieser Art: Die Volkart-Stiftung stellt ihre Tradition der kuratierten Video- und Fotoausstellungen in der Coalmine ein. Was bleibt, ist das hauseigene Café mit seiner imposanten Wand aus Suhrkamp-Büchern; der Suhrkamp-Verlag ist eine weitere Institution, die nur dank Volkart-Geld etabliert werden konnte. Seit einem Vierteljahrhundert betreibt die Firma Volkart, deren Geschäfte durch Heirat ab 1912 an die Familie Reinhart übergingen, keinen Handel mehr. Doch ihre Spuren sind in der Winterthurer Kulturwelt weiterhin omnipräsent: in der Sammlung Oskar Reinhart «Am Römerholz» etwa, im Kunstmuseum am Stadtgarten, im soeben wiedereröffneten Fotomuseum.
Die Performance von Stefanie Knobel läuft im ausnahmsweise zugänglichen Innenhof des stattlichen Volkarthauses auch als Film. Der riesige Globus neben dem Bildschirm, erdrückendes Sinnbild für den lukrativen Welthandel, stiehlt der Künstlerin zuerst fast die Show. Doch ihre ausdrucksstarke Performance vermag bald zu packen. Knobels Körper windet sich wie in einem unlösbaren Dilemma vor dem weissen Stoff: Es verschmelzen die Bewegungen der Textilarbeiter:innen mit den Verstrickungen der Kunstfinanzierung und einer Reflexion zum White Cube als nur vermeintlich neutralem Ausstellungsraum.
Abschlussveranstaltung am Samstag, 24. Mai 2025, ab 18 Uhr in der Coalmine, Winterthur. Inklusive Performance und Diskussion zu den kolonialen Verstrickungen der Firma Volkart in Indien. Anmeldung unter info@coalmine.ch.