Kolumbien: Tod eines Kandidaten
Es war eines der absurdesten politischen Attentate in der jüngeren Geschichte Kolumbiens: Am 7. Juni wurde Miguel Uribe, Präsidentschaftskandidat des rechten Centro Democrático für die Wahl im kommenden Mai, bei einem Auftritt in Bogotá niedergeschossen. Zwei Kugeln trafen ihn am Kopf, eine weitere am Bein. Vergangenen Montag ist der 39-jährige Politiker an den Folgen einer Gehirnblutung gestorben.
Uribe, der zuletzt im Senat sass, war einer der härtesten Gegner von Friedensverhandlungen mit linken Guerillas. Für ihn waren das nichts anderes als Kriminelle, die man zu bekämpfen habe. Als Präsidentschaftskandidat war er unbedeutend. Bei Umfragen lag er stets im niedrigen einstelligen Bereich. So ist das Attentat auch eine Erinnerung daran, dass der Bürgerkrieg in vielen ländlichen Regionen Kolumbiens noch nicht vorbei ist, trotz des Friedensvertrags von 2016 mit der damals stärksten Guerilla, den Farc. In den Dschungelgebieten an der Pazifikküste kämpft die linke Guerilla ELN gegen rechte paramilitärische Truppen, die die dortige Bevölkerung vertreiben wollen, um Platz für Bergbaukonzerne zu schaffen. Das Grenzgebiet zu Panama wird von rechten Paramilitärs beherrscht, im amazonischen Regenwald an der Grenze zu Ecuador und Brasilien kämpfen Drogenmafias, Paramilitärs und Abspaltungen der Farc um die Vorherrschaft. Mit den Schüssen auf Uribe kam der Krieg zurück in die Hauptstadt.
Der mutmassliche Schütze, ein fünfzehnjähriger Auftragskiller, wurde noch am Tatort verhaftet. Als Auftraggeber wird oft die Segunda Marquetalia genannt, eine kleine Abspaltung der Farc. Minderjährige Auftragskiller aber werden in aller Regel von Drogenmafias eingesetzt. Guerillas töten selbst und bekennen sich dann zu ihren Taten. Bislang aber hat niemand die Verantwortung für den Mord an Uribe übernommen.