«South Park»: Trolle gegen Trump
In der neuen Staffel der Zeichentrickserie geht der US-Präsident mit dem Teufel ins Bett, während ein verblödeter Gnom namens J. D. Vance danebensteht und zuschaut.
In South Park, einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Colorado, waren sie schon immer empfänglich für Trends – und das gilt besonders für einen dort lebenden Kerl namens Randy Marsh. Als sich einst Millionen obsessiv ins Videospiel «World of Warcraft» stürzten, loggte sich bald auch der Familienvater in die Fantasywelt ein, um dort den Heldentod zu suchen. Später, auf dem Höhepunkt der «Obamamania», wurde er natürlich zum Barack-Obama-Ultra, und als japanische Luxustoiletten zum allseits begehrten Accessoire avancierten, brauchte es nicht viel, ehe auch er einen solchen Hightechabort heftig begehrte.
Jüngst ist Randy Marsh nun darauf verfallen, sein Leben vollumfänglich gemäss den Tipps einzurichten, die ihm die App Chat GPT ins Ohr säuselt – weswegen er die Marihuanafarm, die er seit ein paar Jahren bewirtschaftet, in eine «KI-unterstützte Plattform für globale Lösungen» umzumodeln versucht und dabei ununterbrochen Ketamin in Mikrodosen zieht, ganz nach dem Vorbild der Kreativen aus dem Silicon Valley.
Labubu-Puppen und mehr
Die «South Park»-Episode «Sickofancy» spitzt schön die Idiotie zu, die überbordendes Zutrauen in die Produkte der Techindustrie mit sich bringt. Seit langem ist die Zeichentrickserie ein praktisches Mittel, um über die Moden aus Popkultur und Warenwelt sowie deren Fallstricke auf dem Laufenden zu bleiben – aktuell wäre das neben neuen Digitaltools etwa der Hype um chinesische Labubu-Puppen. Vor allem aber erregt das Format derzeit Aufsehen, weil Matt Stone und Trey Parker, die beiden «South Park»-Schöpfer, in der laufenden 27. Staffel erfrischend rüde gegen US-Präsident Donald Trump treten.
Die britische Zeitung «The Guardian» erklärte deswegen «South Park» kürzlich zur «wichtigsten Fernsehsendung in der Ära Trump 2.0», die «Washington Post» erhob deren Macher zu «den scharfsichtigsten Beobachtern des aktuellen politischen Klimas», während die «New York Times» urteilte, dass die Serie – die immerhin bald dreissig Jahre alt wird – «gerade die Art Satire» sein könnte, «die dieses Zeitalter verdient».
Letzteres ist als doppelbödige Würdigung zu verstehen. In Sachen Humor ist «South Park» seit jeher breit aufgestellt. Einerseits bietet die Serie smarte politische Satire: So thematisieren die neuen Episoden die Folgen der trumpschen Zollpolitik für US-Konsument:innen oder stellen den Zynismus des Kapitals zur Schau, das angesichts von Massendeportationen um seine billigen Arbeitskräfte bangt. Andererseits gibt es vermutlich niemanden auf dem Planeten, der so viel Expertise in Sachen Fäkalhumor hat wie Parker und Stone. Überdies handelt es sich bei den beiden um notorische Trolle, die gerade das liberale Establishment gern aufs Korn nehmen. Ihre Begabung für Witze im Genitalbereich nutzen sie gegenwärtig aber fast exklusiv dazu, Trump und dessen Entourage lächerlich zu machen, etwa indem sie den Präsidenten mit entblösstem Geschlecht in einer toxischen Affäre mit dem Teufel zeigen oder seinen Vize J. D. Vance als geistig minderbemittelten Gnom karikieren, der seinem Boss vorzugsweise als Fussabtreter dient.
Platt, vulgär, treffsicher
Subtil ist das nicht im Entferntesten, weswegen es eine umso bessere Pointe ist, dass das Weisse Haus in einer Erklärung die Serie als uninspirierte Aufmerksamkeitsheischerei abzukanzeln versuchte. Tatsächlich seien die Trump-Witze nicht allzu originell, fand die «Washington Post», aber genau deswegen so treffsicher: Platt und vulgär sei schliesslich auch das Auftreten der Regierung. Womöglich handelt es sich hier um einen neuen Trend in Sachen Trump-Kritik: Gavin Newsom, demokratischer Gouverneur von Kalifornien, macht gerade Schlagzeilen, weil er den Präsidenten in einer Manier angreift, die man früher einmal wohl als stillos und albern bezeichnet hätte.
Parker und Stone haben erst Ende Juli einen Vertrag über 1,5 Milliarden Dollar mit Paramount abgeschlossen, mit dem sich der Medienkonzern die Rechte an der Serie für fünf Jahre sicherte. Paramount hatte zuvor der Regierung gegenüber überaus willfährig agiert, unter anderem, indem man die Late-Night-Show des Trump-Kritikers Stephen Colbert aus dem konzerneigenen Sender CBS kippte. Angeblich hatte dies finanzielle Gründe, viele vermuteten aber, dass dadurch die notwendige Zustimmung der Regierung zu einer geplanten Fusion erkauft werden sollte.
Kaum hatte sich die Empörung darüber gelegt, ging die neue Staffel von «South Park» auf Sendung, die gleich in der ersten Folge auf den Fall anspielte, indem der auf Erden wandelnde Jesus Christus die Kleinstadtbewohner:innen davor warnt, sich mit Trump anzulegen: «Wollt ihr wirklich wie Colbert enden?»
Offenbar also verfügen Stone und Parker – beide selbst inzwischen Milliardäre – über ausreichend «fuck you money», um anzustellen, was sie wollen. Das gilt aber eigentlich auch für die Konzerne oder Eliteuniversitäten, die es trotzdem vorzogen, vor Trump den Kotau zu machen. Die «New York Times» fragte daher nicht zu Unrecht: «Wenn ein paar verzogene Zeichentrickkinder dem Kaiser die Kleider herunterreissen können, vor was genau haben dann die Erwachsenen Angst?»
«South Park», Staffel 27. Idee: Trey Parker und Matt Stone. USA 2025. Paramount plus.