Theater: Nur gespielt? Hamlet in Dauerschleife

Nr. 37 –

Diesen Artikel hören (2:39)
-15
+15
-15
/
+15
Bühnenfoto des Theaterstück «Hamlet»
«Hamlet». Regie: Antú Romero Nunes. In: Theater Basel. Nächste Vorstellungen: Do, 11. und 18. September 2025, Fr, 19. September 2025, jeweils 19.30 Uhr.

Was wäre, wenn Hamlet dem Theater verfallen wäre? Wäre der Rachemord ausgeblieben, wären am Ende alle am Leben? Mit diesem Gedanken kokettiert Antú Romero Nunes in seiner Shakespeare-Inszenierung, mit der das Theater Basel die neue Spielzeit eröffnet. Eine bemerkenswerte Übersetzung von Lucien Haug bietet die Grundlage für ein Schauspielfest mit beherzten Griffen in die Regietrickkiste, was den Klassiker leichtfüssig daherkommen lässt, auch wenn vielleicht noch ein paar Darlings hätten gekillt werden können. Dramaturgisch geriet das Ganze doch recht fordernd, und man fragte sich nach genüsslichem Schauen: Worum gings eigentlich?

Der zentrale Kniff für den ewig wiederkehrenden Stoff ist die Wiederholung selbst. Eigentlich tut sich Hamlet (Gala Othero Winter) mit einer Schauspieltruppe zusammen, um den Mord an seinem Vater zu reenacten; die Reaktion des Onkels soll zeigen, ob der wirklich der Mörder ist. Der Abend dreht hier einige Extrarunden, das Stück im Stück wird quasi einige Male geprobt, bevor es zur Aufführung kommt – wobei Hamlet zum herrlich klischiert-ätzenden Theaterregisseur verkommt. Der scheint ohnehin mehr der Typ für die Schauspielschule zu sein als für den Rachemord. Immer wieder dreht sich die «aus dem Gelenk» geratene Zeit in einer Art Slow-Motion-Choreografie zurück, und das Gesehene wiederholt sich in nuancierten Abwandlungen. Die zentrale Frage – Sein oder Nichtsein, wer «spielt nur», und was ist überhaupt Wahrhaftigkeit? – wird so ad absurdum geführt.

Nach der Pause wird dann aber doch recht klassisch zu Ende erzählt. Ob du spielst oder nicht: Die Wunde durch einen vergifteten Degen ist eine Verbindlichkeit, der Tod ein Faktum ohne Interpretationsspielraum. Oder doch nicht?

Am Ende könnte auch das kollektive Krepieren nur im Spiel stattgefunden haben, wie Horatio nahelegt, der alles der Nachwelt übermitteln soll (und diese Inszenierung schon so oft gesehen hat!). Basel jedenfalls hat nach dem «Sommernachtstraum» vor knapp drei Jahren wieder einen sehenswerten Shakespeare auf dem Spielplan.