Auf allen Kanälen: Geld Macht Politik

Nr. 38 –

Hat Rupert Murdoch Donald Trump zur US-Präsidentschaft verholfen, und will er ihn jetzt demontieren? Kein Nachruf auf den 94-jährigen Medienmogul.

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Fotomontage: Rupert und Lachlan Murdoch als ein Gesicht
Rupert und Lachlan Murdoch

Jetzt haben also Rupert Murdoch und sein Sohn Lachlan die drei älteren Kinder Murdochs ausbezahlt: Je 1,1 Milliarden Dollar kriegen die für den Rückzug aus dem Murdoch-Konzern. Kein schlechter Zahltag. Aber Geld ist nicht alles. Macht ist noch ein wenig mehr. Und die Macht besitzt nun Lachlan, durch das Presseimperium News Corporation und das Fernsehimperium Fox Corporation.

Vater Rupert Murdoch ist der Prototyp des Medientycoons, der den Kurs seiner Medien vorgibt und damit Öffentlichkeit und Politik beeinflusst. Aber kann er Regierungen an die Macht bringen oder stürzen? 1992 hat das seine Tageszeitung «The Sun» behauptet, als sich in Grossbritannien die Konservativen durch einen unerwarteten Wahlsieg an der Macht halten konnten: «It’s the Sun Wot Won it.» 2016 und 2024 gilt für die Wahlsiege von Donald Trump die Unterstützung durch Murdochs Fox News als wichtiger Faktor.

Imperiale Gelüste

Begonnen hat diese globale Mediengeschichte in Australien. Der 1931 in Melbourne geborene Rupert erbt vom Vater mehrere australische Lokalblätter, baut das Geschäft aus und dominiert schliesslich die einheimische Presselandschaft. Aber wo, bitte schön, liegt Australien? Die Begierden reichen über die Meere hinaus. 1968 gelingt der Einstieg beim englischen Revolverblatt «News of the World», das jeden Sonntag in Millionenauflage konservative Stimmung macht; 1969 kommt die Tageszeitung «The Sun» hinzu; 1977 erwirbt Murdoch in den USA die «New York Post». In jenen Jahren lässt sich mit Zeitungen viel Geld verdienen. So kann Murdoch 1981 die schlingernde Londoner «Times» kaufen, deren Renommee ihn in neue Sphären hebt. 1986 setzt er brutal ein neues Geschäftsmodell durch: Klammheimlich verlegt er Druckort und Redaktionssitz seiner Zeitungen, zwingt mit Aussperrungen und Streikbrecher:innen die Gewerkschaft der Drucker:innen in die Knie und zähmt zugleich die Journalist:innen.

Dann kommt das Fernsehen, 1985 zuerst in Grossbritannien der Erwerb von Sky. In den USA baut Murdoch aus den Lokalsendern des Filmriesen 20th Century Fox Fox Broadcasting auf, woraus 1995 Fox News hervorgeht. Doch setzt er weiterhin auf Zeitungen, erwirbt 2007 das Unternehmen Dow Jones, in dessen Portfolio sich das «Wall Street Journal» befindet.

Ein Opfer für die Kritiker:innen

Im Dreieck von Geld, Macht und Politik ist manchmal unklar, was bei Murdoch gerade dominiert. Er ist zweifellos konservativ, seine Produkte sind das ebenfalls. Fox News ist offen reaktionär und antidemokratisch. Das zahlt sich aus, wenn die konservative britische Regierung die Vorschriften beim Erwerb von Aktienmehrheiten lockert oder er im Schnellverfahren die US-Staatsbürgerschaft bekommt, um in den US-Fernsehmarkt einzusteigen. Aber zuweilen scheint die Lust an der Macht stärker als der Drang zum Geldverdienen. Entsprechend wechselt er scheinbar feste Loyalitäten. 1997 unterstützen seine Zeitungen überraschend New Labour unter Tony Blair – 2010 setzt er wieder auf die Konservativen. Gelegentlich gilt es, taktisch Niederlagen in Kauf zu nehmen. 2011, als sich der Skandal um illegal abgehörte Telefongespräche nicht mehr schönreden lässt, stellt er von einem Tag auf den anderen «News of the World» ein. Den Kritiker:innen wird ein Opfer hingeworfen, und Murdoch bleibt die ähnlich aufgestellte «Sun».

Ja, er agiert und reagiert, je nach Situation. Beispielhaft ist Murdochs Beziehung zu Donald Trump. In den siebziger Jahren wird dieser in den Klatschspalten der «New York Post» aufgebaut. Es gibt Stolpersteine auf dem gemeinsamen Weg – einmal fühlt sich Trump in einem Artikel zu wenig geschätzt und klagt gegen die Zeitung. Doch als sich Trump in die Politik vorwagt, wirft Murdoch Fox News in die politische Waagschale.

Um so überraschender, als sich kürzlich das «Wall Street Journal», wirtschaftsfreundlich und Trump zugeneigt, mit diesem in der Affäre um den Sexualstraftäter Jeffrey Epstein anlegt und Trump mit einer Milliardenklage antwortet. So weit ist Murdoch Pressemann geblieben: Ein solcher Scoop, ein Primeur, muss gebracht werden, auch bei kurzfristigen politischen Verwerfungen. Und Fox News bleibt unverbrüchlich hinter Trump. Murdoch vertraut, 94-jährig, wie der neue Konzernchef Lachlan, strategisch auf eine publizistische Arbeitsteilung. Agieren und Reagieren eben.