Ausstellungen: «träum, was du siehst»
Klaus Merz wird am 3. Oktober achtzig Jahre alt. Zum Geburtstag widmen die Zürcher Galerie Litar und das Forum Schlossplatz in Aarau dem grossen Deutschschweizer Dichter zwei Ausstellungen. Litar konzentriert sich in «Merz Welt» primär auf das Opus magnum des Autors, den dichten Kurzroman «Jakob schläft» (1997): Jüngere Stimmen aus Literatur und Fachwelt berichten von der Faszination und der Aktualität dieser ins Universale gewendeten Geschichte einer geprüften Familie. Hinzu kommen Dokumente zum komplexen Entstehungsprozess des Werks sowie wandfüllende Luftaufnahmen zur aargauischen Lebenswelt des Autors.
Das Forum Schlossplatz riskiert in «Aussen und innen» mehr: Auf Glastafeln, vor die Aussenfenster gehängt, lässt es fünf Texte von Merz kommentieren und neu lesen – von vier Autorinnen und seiner Übersetzerin ins Französische. Merz hat sich immer wieder intensiv mit bildender Kunst auseinandergesetzt. Das spiegeln die Exponate der Künstlerinnen Barbara Davi, Regula Engeler und Irma Ineichen sowie des Titelbildgestalters von Merz’ Büchern, Heinz Egger. Als blickte man durchs Schlüsselloch, hängen im ersten Stock ausserdem Bilder aus dem Privathaushalt von Selma und Klaus Merz. In der Zürcher Ausstellung wiederum zeigt sich das Private in Fotos aus dem Familienalbum, namentlich vom früh verstorbenen Bruder Martin, der selbst Gedichte geschrieben hat.
Klaus Merz’ fast sechzig Jahre umspannendes Werk ist geprägt von einer humanen Grundhaltung, vom hartnäckigen Ringen um kompakte Form und gedankliche Tiefe. Es sucht immer neu die Auseinandersetzung mit Natur und Geschichte, mit Krankheit und Tod, auch mit Träumen und Lektüren. Stets will dieser Autor, so nennt er es, «Bildhaftigkeit und Sinnlichkeit auf engem Raum entfalten». «Das poetische Moment» in der äussersten Reduktion ist ihm wichtig, dazu trotz Hang zur Melancholie auch eine Prise Schalk und Schmunzeln über sich selber. Oder wie er es in «Augentrost» (in «Kurze Durchsage», 1995) formuliert hat: «Du wirst von den Wörtern / verstanden. Manchmal.»