Verkehrstote: Via insicura

Nr. 45 –

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Als das Parlament 2012 die Sicherheit auf Schweizer Strassen verbessern wollte, setzte es sich ehrgeizige Ziele: Das damals neue Programm «Via sicura» sollte die Zahl der Toten und Schwerverletzten dramatisch senken. Nicht mehr als 100 Tote und 3000 Schwerverletzte pro Jahr sollte es geben.

Es blieb Wunschdenken: 2024 starben auf Schweizer Strassen 250 Menschen, 3700 wurden bei Unfällen schwer verletzt. Nirgendwo sonst in Europa, darauf verwies diese Woche die Beratungsstelle für Unfallverhütung, ist die Tendenz derart negativ. Während die Zahl der Verkehrstoten in den letzten fünf Jahren in den meisten EU-Staaten rückläufig war, nahm sie in der Schweiz um über ein Drittel zu.

Der Politik scheint der besorgniserregende Trend gleichgültig zu sein. Rasergesetze wurden in den letzten Jahren abgeschwächt, der Zugang zu Motorrädern für Jugendliche erleichtert – mit dramatischen Unfallzahlen –, und auch bei den über 75-Jährigen, die laut Statistik immer häufiger schwere Unfälle verursachen, bleiben Behörden und Parlament untätig.

Vielmehr dürfte es dank der bürgerlichen Politik auf Schweizer Strassen noch gefährlicher werden. Per Verordnung will SVP-Autominister Albert Rösti die Einrichtung von Tempo-30-Zonen auf Hauptstrassen erschweren. «Eine verantwortungslose Politik», sagt Martin Winder, Leiter Verkehrspolitik beim VCS. Tempo 30 führe nachweislich zu weniger und weniger schweren Unfällen.

Widmer macht noch auf eine andere Entwicklung aufmerksam: die Zunahme von grosskalibrigen und damit bei Kollisionen besonders letalen SUVs. Nirgendwo ausserhalb der USA ist die Quote an SUVs bei Neuwagen höher als in der Schweiz. Eine Regulierung sei jedoch nicht möglich, wehrte Rösti unlängst eine Anfrage von SP-Nationalrätin Brenda Tuosto ab.

Als sei das alles nicht bedenklich genug, hat die FDP/SVP-Mehrheit im Aargauer Kantonsparlament gerade beschlossen, dass stationäre Radargeräte in Aargauer Gemeinden von der Regierung bewilligt werden müssen. Die Hürden dafür sollen hoch sein. Dabei gibt es schon heute nur einen einzigen festen Blitzer im Kanton.