Blog vom G20-Gipfel

Die Abfahrt verzögert sich um einige Stunden

Die Provokationen beschränken sich auf aufgesetzte Höflichkeit. Foto: Florian Bachmann

Um 18.18 Uhr rollt der Zug endlich los in Richtung Hamburg. Gut vier Stunden später als geplant. «Von uns aus hätte der Zug auch um 15 Uhr schon losfahren können», sagte kurz zuvor einer der vielen deutschen BundespolizistInnen auf dem Perron – nicht, ohne dabei ein überlegenes Grinsen aufzusetzen.

Natürlich hätte der Zug schon früher fahren können, doch bloss ein Bruchteil der geschätzten zweihundert Passagiere hätte zu diesem Zeitpunkt mitreisen können. Denn der grosse Rest wartete vor dem Basler Badischen Bahnhof noch immer auf Einlass. Eine Handvoll BeamtInnen der Schweizer Grenzwache hatten sich im Eingang aufgebaut, um bloss tröpfchenweise Leute durchzuwinken. Und wer dann endlich drin war, musste sich oben auf dem Perron von der deutschen Bundespolizei durchsuchen lassen. Man wurde abgetastet, während nebenan der Inhalt von Rucksäcken und Reisetaschen wie auf Wühltischen ausgebreitet wurde. Eilig hatten es die BeamtInnen dabei nicht – und auch nicht ihre Dutzenden von KollegInnen, die zwischen den Gleisen gelangweilt herumstanden, bereit für einen Einsatz mit Schutzhelm.

In Reiselaune

Kaum jemand von den Wartenden liess sich von der Hinhalte- und Verzögerungstaktik der Polizei jedoch die Vorfreude und Aufbruchstimmung nehmen. Denn wer dieser Tage nach Hamburg fährt, um gegen die Mächtigen zu demonstrieren, rechnet schon auf dem Weg dorthin mit polizeilicher Machtdemonstration. So beschränkten sich die Provokationen zwischen Passagieren und PolizistInnen auf dem Perron zumeist auf die aufgesetzte Höflichkeit, mit der man einander begegnete.

Erst jetzt, beim Losfahren, schallen die expliziten Schmähgesänge aus den Zugfenstern an die Adresse der Polizei. Leider haben es bei weitem nicht alle Reisewilligen in den Sonderzug geschafft: 33 Personen kamen gemäss einer Polizeisprecherin aus unterschiedlichen Gründen nicht durch die Kontrolle. Die zwölf Protestwaggons fahren nun mit rund 160 Menschen los in Richtung Abendhimmel. Dort liegt irgendwo Stuttgart, der nächste Stopp. Fragt sich, wie lange die nächste Kontrolle dauert. Zum Glück hat der Zug einen Partywagen.