CD «Damage»: Rotz-Blues

Kaum einE Gitar­ristIn, der/die ihre Karriere nicht mit einem simpeln Blues-Schema begonnen hätte. Jon Spencer ist die Ausnahme. Er begann mit dem Fleischwolf. Seine erste Kombo Pussy Galore kredenzte eine Guggemusigversion des Blues. War das eine Zelebration? Oder war es eine konzeptuelle Verarschung, ein Witz, ausgedacht von durchtriebenen New Yorker Trendironikern? Im Oktober 1991 formierte Spencer mit Ko-Gitarrist Judah Bauer und Drummer Russell Simins die Jon Spencer Blues Explosion. Das Trio gab sich nur wenig gesitteter als Pussy Galore und erfreute sich bald des Respekts von so verlässlichen Trendspottern wie den Beastie Boys (mit denen es auf Tournee ging) und wie Produzent Steve Albini (der sich des LP-Debüts annahm). Punkto Verkaufsziffern kam der Höhepunkt vor acht Jahren – in Grossbritannien schaffte das Album «Now I Got Worry» die Top-50. Seither harzte es eher, obschon zur gleichen Zeit der elektrische Blues wieder richtig hip geworden ist.

«Damage» nun ist ein ganz anderes Album. Vermeintlich genrefremde MitarbeiterInnen wie der nordirische Elektroniker David Holmes, Rapper Chuck D, Ex-Tricky-Stimme Martina Topley-Bird, Studiotüftler Dan The Automator und Saxofonist James Chance sorgen für viel Abwechslung. Noch nie hat die Band auf CD so saftig und durchtrieben gerockt.

Blues Explosion: Damage. Mute/Musikvertrieb