Privatjet-Messe in Genf: Zeit für einen Aufstand

Nr. 21 –

«Heat the rich» lautet der Titel eines launigen Essays aus dem «Zeit-Magazin». «Die Superreichen fliegen weiter gemütlich in ihren Privatjets durch die Welt – während die Normalsterblichen verzichten sollen», heisst es darin: «Zeit für einen Aufstand.» Der Text erschien letzten August, während des zweitheissesten Sommers seit Messbeginn.

«Zeit für einen Aufstand», dachten sich wohl auch die über hundert Klimaaktivist:innen, die am Dienstag in Genf die European Business Aviation Convention & Exhibition störten – die grösste Verkaufsmesse für Privatjets in Europa. Kurz nach der Eröffnung der Messe ketteten sie sich an ausgestellte Luxusprivatjets am Genfer Flughafen und blockierten den Haupteingang der Jetshow.

Die Aktion koordiniert haben Aktivist:innen aus siebzehn Ländern. Sie fordern damit ein Verbot von Privatjets und kooperieren mit Organisationen wie Greenpeace, Stay Grounded, Extinction Rebellion oder Scientist Rebellion. Während die Welt auf den Klimakollaps zusteuert und «sich viele Menschen Essen und Miete nicht mehr leisten können, zerstören die Superreichen unseren Planeten», begründet Mira Kapfinger vom Netzwerk Stay Grounded die Blockade. Diese blieb denn auch nicht nur symbolisch: Aus «Sicherheitsgründen» sei der Flugverkehr für eine Stunde unterbrochen worden, sagte ein Flughafensprecher dem «Tages-Anzeiger». Die Polizei rückte mit einem Grossaufgebot an und nahm rund achtzig Protestierende fest. Aktivist:innen berichten vom Einsatz von Pfefferspray und von Verletzungen.

Die Polizei mögen die Aktivist:innen nicht im Rücken haben – wissenschaftliche Erkenntnisse hingegen schon: So belegt eine Studie der Entwicklungsorganisation Oxfam, dass die reichsten zehn Prozent der Erdbevölkerung für mehr als die Hälfte der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich sind. Nur schon das reichste eine Prozent ist laut der Studie für fünfzehn Prozent der Emissionen verantwortlich – das ist mehr als die ganze EU-Bevölkerung und mehr als doppelt so viel, wie die ärmere Hälfte der Menschheit verursacht.