Katholizismus: Ein Kloster zieht um

Nr. 47 –

Das Kapuzinerinnenkloster St. Klara in Stans muss schliessen. Die letzten sechs Schwestern ziehen nach Luzern. Was bedeutet dieser Umbruch für den Ort und die Menschen, die ihn verlassen?

Das St.-Klara-Kloster in Stans
«Orte, an denen Menschen zur Ruhe kommen können»: Das St.-Klara-Kloster in Stans.

Der Himmel weint. Kleine Bäche fliessen den St.-Klara-Rain hinunter, die schmale, unauffällige Strasse, die zum gleichnamigen Kapuzinerinnenkloster führt. Trotz des strömenden Regens ist in Stans einiges los. Das 9000-Seelen-Dorf war schon immer Zentrum des weltlichen, früher auch des geistlichen Lebens der Region. Fast 400 Jahre lang verfügte der Hauptort des Kantons Nidwalden über zwei Klöster: das Kapuzinerkloster für die Männer und das Kapuzinerinnenkloster St. Klara. 2004 musste das Männerkloster seine Türen schliessen. «Damals hat man noch gesagt: Das darf dem St.-Klara-Kloster nie passieren», erinnert sich Oberin Sabine Lustenberger. «Und nun sind wir am selben Punkt.»

Sechs Schwestern sind von der einst grossen Gemeinschaft übrig geblieben. Noch sind sie hinter den weiss getünchten Mauern des barocken Gebäudes am Ortsrand von Stans zu Hause. Ein Ensemble aus Klosterkirche, Klostergarten, Klausur und Nebengebäude, nur einen Katzensprung von Winkelrieddenkmal und Dorfplatz entfernt und doch abgelegen. Noch kann sie besuchen, wer nach der Anweisung «Glocke bitte ruckartig ziehen» den schmiedeeisernen Stab neben der hölzernen Eingangspforte bedient. Schwester Franziska öffnet die Tür zum schlichten Empfangsraum des Klosters, Pullover, Rock und Schleier in Braun gehalten, ein freundliches Lachen im Gesicht. Sie klappt sogleich ihr Handy auf – mehr Walkie-Talkie als Smartphone –, um Oberin Schwester Sabine über den Besuch zu informieren. Nicht nur das Handy, auch die Worte, die sorgfältig gewählt werden, die Stille zwischen den Sätzen – das Klischee wird Realität: Hinter den Klostermauern vergeht die Zeit langsamer.

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