Film: Schöne, traurige Sonne

Nr. 12 –

Filmstill aus «Banel & Adama»
«Banel & Adama». Regie und Drehbuch: Ramata-Toulaye Sy. Senegal / Frankreich / Mali / Katar 2023. Jetzt im Kino.

Regen bedeutet Leben, und Leben bedeutet Liebe. Die Liebe bedeutet nur sich selbst – so wird es jedenfalls behauptet. Und natürlich bedeutet die Realität etwas anderes: Banel kann mit ihrem Geliebten erst nach dem Unfalltod seines Bruders zusammenkommen, dessen Zweitfrau sie war. Adama seinerseits soll Dorfvorsteher werden, weil sein Vater das bereits war und Macht etwas Patrilineares ist. Adama möchte lieber nicht und sagt das auch, aber später, wenn der Regen ausbleibt und das Vieh zu sterben beginnt, beginnt er zu zweifeln. Zweifel bedeutet Tod.

Banel hat keine Zweifel. Nicht einmal ihr Zwillingsbruder, der Imam, kann ihr solche einreden. Wenn die Leute zu fragen beginnen, wo der Nachwuchs bleibe, sagt sie bestimmt, dass keiner kommen werde. Die Kamera liebt Banel, ihren Blick und die Liebe zwischen ihr und Adama, und die Musik pflichtet bei. Das Paar beginnt, zwei Hütten auszugraben, die einst vom Sand verschluckt wurden. Um nicht im Dorf leben zu müssen, das einem immer wieder sagt, was erwartet wird.

Adama wird auf dem viel zu trockenen Feld gebraucht. Traurig imitiert Banel die brutale Sonne und tötet kleine Tiere, die ihr vor die Steinschleuder kriechen oder fliegen. Jetzt beginnt auch die Kamera zu zweifeln, die Farben ziehen sich zurück, und der Regen bleibt aus. Erst verdursten die Kühe, dann die Menschen. Die toten Kühe konnte das Ausstattungsteam mühelos am Strassenrand einsammeln.

Die grösste afrikanische Liebesgeschichte, die je geschrieben worden sei, habe sie erzählen wollen, sagt Regisseurin Ramata-Toulaye Sy über ihren ersten Film, dem man die schöne Verrücktheit dieser Ambition ansieht. Sie siedelt die Erzählung im Norden des Senegal an, besetzt sie mit Lai:innen, die sie mittels Blickkontakt findet. Wahrheit vermutet sie nicht im Realismus, sondern in einem poetischen Assoziieren, das auch mal über die etwas vage gelegten Erzählstränge straucheln darf. Dabei stösst sie, zusammen mit ihrem Kameramann Amine Berrada, auf Bilder, die man nicht mehr vergisst.