Literatur: Vom Weitermachen

Nr. 27 –

Ein poetisches Archiv gegen das Vergessen: Joanna Yulia Kluges Roman «David Pablo» erzählt von drei Frauen, die um ihre Freiheit kämpfen müssen.

Am Anfang stehen sie im Wasser. Zwei Blicke treffen sich. Eine namenlose Ich-Erzählerin tauft ihr stummes Gegenüber «David Pablo». Sie gibt ihm einen Namen, um ihn des Tierseins zu berauben, jenes Zustands, in dem ein Mensch seiner Sprache und Würde entledigt ist. Das Benennen als erster Akt der Befreiung ist der Ausgangspunkt einer überraschend eindringlichen Erzählung, in deren Verlauf es zur treibenden Kraft gegen das Vergessen wird.

«David Pablo» ist der neue Roman von Joanna Yulia Kluge. Die 1987 geborene Solothurner Autorin und Slampoetin erzählt darin episodenhaft von den Schicksalen dreier Protagonistinnen: von Malena, einem Sinti:zzemädchen in Nazideutschland, von Susa, die in der DDR dreimal zur Abtreibung und dann zur Sterilisierung gedrängt wird, sowie von Una, die fast ihre ganze Familie im Bosnienkrieg verliert und es dennoch schafft zu fliehen. Was zunächst wie eine bruchstückhafte Sammlung flüchtiger Ereignisse scheint, verschiebt sich zu einer sich überlappenden Erzählung dreier Frauen, deren Kampf um körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung kein Ende zu nehmen scheint.

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