Kurd:innen in der Türkei und Syrien: Nationalistisch kontrollierte Annäherung
Während die türkische Regierung die freiwillige Entwaffnung der PKK feiert, droht in Nordsyrien das Ende des autonomen Rojava. Ein gerechter Frieden ist noch nicht in Sicht.
Gewiss, es ist ein bemerkenswerter symbolischer Schritt: Am vergangenen Freitag legten Dutzende Kämpfer:innen der kurdischen Arbeiter:innenpartei (PKK) im nordirakischen Sulaimaniyya ihre Waffen nieder. Vor den Augen der Weltpresse übergaben sie ihre Gewehre dem Feuer. Schön inszenierte Bilder, die mit viel Skepsis betrachtet werden sollten – noch gibt es viele offene Fragen, und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan instrumentalisiert die zögerliche Annäherung von Kurd:innen und der Türkei zu seinen Gunsten.
Um vorgezogene Neuwahlen zu provozieren – ohne die er für eine dritte Amtszeit gar nicht erst antreten könnte –, braucht Erdoğan die Stimmen der Kurd:innen. Und so heisst es auf seinem Facebook-Account: «Die Türkische Republik ist das gemeinsame Zuhause und das gemeinsame Dach für uns alle.» Am Samstag sprach er bei einer Tagung seiner regierenden AKP mehrfach von einem neuen «Jerusalem-Bündnis» aus «Türken, Kurden und Arabern» und verdeutlichte damit seine regionalen Grossmachtträume. «Damaskus ist unsere gemeinsame Stadt. Diyarbakır ist unsere gemeinsame Stadt. Mardin, Mossul, Kirkuk, Sulaimaniyya, Erbil, Aleppo, Hatay, Istanbul und Ankara sind unsere gemeinsamen Städte.» Trotz aller Unterschiede seien Türk:innen und Kurd:innen gemeinsam die Türkei. Vom seit über hundert Jahren verwehrten Selbstbestimmungsrecht der Kurd:innen kein Wort – stattdessen Nationalismus pur.