Von oben herab: Komm, süsser Tod
Stefan Gärtner über Leonhard und andere «Tabus»
Das Printzeitalter neigt sich ja seinem Ende zu, und wahrscheinlich verstehen die Jüngeren schon gar nicht mehr, was mit dem Merksatz «Papier ist geduldig» mal gemeint war. «Bloss nicht abheben: Der Schauspieler Axel Prahl nimmt sich selbst nicht so wichtig», ködert mich die Titelseite des Morgenblatts, erreicht aber nur, dass ich sie ungelesen ins Eck lege, weil der Schauspieler Axel Prahl auf dem Foto, das ihn als einen zeigen soll, der sich nicht so wichtig nimmt, einen blauen Hut trägt, was mir nicht passen will zu einem, dem Bescheidenheit alles ist. Ich erinnere mich sogar an einen Porträtfilm, den ich nicht bis zum Ende durchstand, weil Axel Prahl, gegen dessen Rolle als «Tatort»-Buddy von Professor Boerne gar nichts gesagt sei, sich darin ziemlich wichtig nahm, wie es kleine Männer, dem Klischee zufolge, eben gern tun. Man kann aber trotzdem «Der Schauspieler Axel Prahl nimmt sich selbst nicht so wichtig» über einen Zeitungstext schreiben, weil wir erstens Meinungsfreiheit haben und zweitens, jetzt kommts: Papier geduldig ist.