Mit dem Schleppnetz auf Stimmenfang

Die SP, die Grünen und die SVP haben am Wochenende mit ihren Parteitagen den Wahlkampf zu den National- und Ständeratswahlen 2023 eingeläutet. Showdown ist am 22. Oktober.

Noch nie gab es so viele Kandidat:innen für die Besetzung der 200 Nationalratssitze wie in diesem Jahr. 2015 waren es noch 3788 Personen, 2019 dann schon 4645 – dieses Jahr werden es weit über 5000 sein. Reelle Chancen auf einen Sitz haben die wenigsten.

Hinter dem Zuwachs an Kandidierenden steckt die Strategie der Parteien, neben ihren Hauptlisten unterschiedlichste Unterlisten ins Rennen zu schicken. Auf diesen Unterlisten sollen die Wähler:innen auf Personen treffen, die sie kennen und denen sie vertrauen. So sollen Stimmen gesammelt werden, die der jeweiligen Hauptliste zugutekommen. 

Im Kanton Aargau hatte die damalige CVP diese Strategie 2019 angewandt und Listen für verschiedene Regionen, Interessen oder Altersgruppen eingereicht. Für die aktuellen Nationalratswahlen steigt nun die Mitte zusammen mit ihrem Juniorpartner EVP mit sage und schreibe achtzehn Listen ins Rennen. «Für die Städte und Gemeinden», «Für Brugg und das Zurzibiet», «Für Land- und Ernährungswirtschaft» heissen drei davon. Auch die GLP spart im Aargau nicht mit Listen, es sind acht an der Zahl, darunter  «Wirtschaft, Industrie, Gewerbe», «Wissenschaft und Forschung» oder «Gesellschaft und Engagement». Insgesamt stehen den Wähler:innen im Kanton Aargau 52 Listen zur Auswahl und mehr als 800 Kandidat:innen. 

44 Listen sind im Kanton Zürich zusammengekommen: So gibt es dort neben der «Liste 1» der SVP eine SVP-Ü55-Liste, eine SVP-KMU-und-Unternehmerliste - und eine Liste «SVP Secondos». Die Mitte schickt «Frauen» und «Erfahrene» ins Rennen. Für diejenigen, denen die GLP-Hauptliste zu wenig wirtschaftsfreundlich ist, gibts unter anderem eine Liste namens «GLP Wirtschaft». SP und Grüne buhlen um Stimmen aus der LGBTQI+-Community und haben passend dazu entsprechende Listen.

Die FDP bringt im Kanton Schwyz die «Boomers für die Jugend» an den Start. Im Kanton Bern gibts die «Best Agers der Mitte» oder etwa die «Grünliberalen Frankophonen und Frankophilen», in Baselland die Listen «Jungsozialisten Landkinder» und «Jungsozialisten Agglokinder». «Grüne Panther» nennen sich dort die Senior:innen der Grünen, in St. Gallen heissen diese «Evergreens». 

Schade bloss, sucht man im ganzen Land vergeblich nach Listen wie «SVP – Milliardäre und Multimilliardäre» – aber die Wahlen 2027 kommen bestimmt.