Wahlgymnastik (11): St. Gallen und Zürich
SG (12 Sitze): Sitzverschiebung möglich
In St. Gallen braucht es 7,7 Prozent der Stimmen für einen sicheren Nationalratssitz. Es ist wahrscheinlich, dass 11 der insgesamt 12 Sitze gleich verteilt bleiben wie bisher: 4 Sitze für die SVP (Listenverbindung mit der EDU), jeweils 3 für die CVP (Listenverbindung mit der EVP und der BDP) und die linke Listenverbindung (2 SP, 1 Grüne) sowie 1 Sitz für die allein antretende FDP. Der Kampf um das letzte Restmandat ist offen. Die GLP hat nur die Piratenpartei als Listenpartnerin gefunden, nachdem die BDP zur CVP gewechselt hat. Die Grünliberalen müssen ihre 6 Prozent WählerInnenanteil von 2011 steigern, um ihren Sitz zu verteidigen. Vor vier Jahren hatte das Bündnis SVP/EDU einen Schnitt von 6,54 Prozent für einen zusätzlichen Sitz, das Bündnis CVP/BDP/EVP einen Schnitt von 6,48 Prozent, die FDP von 6,15 Prozent und die Linke von 5,78 Prozent. Das sind alles Werte im Bereich der GLP. Alle Bündnisse haben demnach eine Chance aufs letzte Restmandat. In der momentanen Grosswetterlage sind jene der Mitteparteien FDP oder CVP wohl knapp grösser als die der GLP oder der SVP. Die Linke erreicht diesen Sitz kaum, die Grünen müssen aber darum kämpfen, mehr als ein Drittel der SP-Stimmen zu erhalten: Sonst gewinnt die SP alle 3 linken Sitze.
ZH (35 Sitze): Sitzverschiebungen sicher
Im Kanton Zürich braucht es nur 2,8 Prozent der Stimmen, um einen sicheren Nationalratssitz zu erreichen – schweizweit der tiefste Wert. Dieses Jahr schliesst sich dem Rechtsbündnis SVP/EDU (2011: 32 Prozent, 11 Sitze) die neu kandidierende Autofahrerliste an; mit dem Linksbündnis SP/Grüne/AL/PdA (2011: 28,9 Prozent, 10 Sitze) verbünden sich die neu kandidierende Zentrumspartei und die Liste Kunst + Politik; dem Mittebündnis aus GLP, BDP, CVP, EVP, Piratenpartei (PP) und Tierpartei (2011: 26,2 Prozent, 9 Sitze) schliesst sich die neu kandidierende Ecopop an. Die FDP tritt wie 2011 allein an (4 Sitze). Neu sind in Zürich 35 statt 34 Sitze zu verteilen. Nimmt man die Kantonsratswahlen 2015 zum Gradmesser, hätte die FDP im Nationalrat auf Kosten des Mittebündnisses (GLP –1, BDP –1) 2 Sitze dazugewonnen. Den neuen 35. Sitz hätte das Rechts- ganz knapp vor dem Linksbündnis gewonnen. Dank der Liste Kunst + Politik dürfte diesen Herbst aber eher die Linke diesen Sitz dazugewinnen, der wohl an die AL gehen dürfte, die bei den Kantonsratswahlen 2015 knapp 3 Prozent erreichte. 2011 ging die damalige Listenverbindung AL/PP noch leer aus.
Prognose: SVP 11, SP 7, FDP 6 (+2), Grüne 3, GLP 3 (–1), CVP 2, BDP 1 (–1), EVP 1, AL 1 (+1).