Keine Wohnungsnot im Eigenheim

Da fordert der Hauseigentümerverband (HEV) doch tatsächlich mehr Staat. Am Freitag lancierte die Zürcher Sektion des HEV die sogenannte Starthilfe-Initiative, die will, dass der Kanton den Kauf von Wohneigentum unterstützt. Ganz getreu dem bürgerlichen Prinzip dürfte die öffentliche Hand aber nur das Risiko tragen. Die Initiative sieht nämlich vor, dass Käufer:innen für eine Hypothek anstatt zwanzig nur noch fünf Prozent des Kaufpreises einer Immobilie aufbringen müssen und der Kanton für die Differenz von fünfzehn Prozent bürgt. Dass mit diesem Vorschlag mehr Familien Zugang zu Wohneigentum hätten, bezweifelt die SP des Kantons Zürich. Im Gegenteil würde die staatliche Bürgschaft gar den Anreiz steigern, überhöhte Preise für ein Objekt zu bezahlen und so die Immobilienpreise noch weiter in die Höhe treiben.

Ganz allgemein scheint man aus dem Fenster des Eigenheims eine eigenartige Sicht auf den Wohnungsmarkt zu haben. So kann man auf der Webseite des HEV nachlesen, dass der Verband «keine Anzeichen von Wohnungsnot oder unerschwinglichen Mieten» sieht. Mit dieser Ansicht steht der Verband ziemlich alleine da. Die Parteien von links bis rechts sprechen von einer Wohnungsnot, und Martin Neff, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz, sagte der «SonntagsZeitung» bereits im Februar: «Es ist fünf nach zwölf und somit nur noch eine Frage der Zeit, bis die Bombe platzt und die Marktmieten explodieren». Heute gab das Bundesamt für Statistik dann noch einen erneuten Rückgang bei der Leerwohnungsziffer bekannt. Nachdem die Anzahl der leeren Wohnungen bereits im letzten Jahr so stark zurückgegangen ist wie seit zwanzig Jahren nicht mehr, sind nun gegenüber dem Vorjahr noch einmal fast 7000 Wohnungen weniger auf dem Markt. Lediglich 1,15 Prozent der Wohnungen in der Schweiz sind aktuell unvermietet.

Auf der Suche nach Anzeichen für die Wohnungsnot und unerschwingliche Mieten hätte der Verband auch auf dem eigenen Immobilienportal nachschauen können. Dort wird zum Beispiel gerade eine 1,5-Zimmerwohnung für läppische 3640 Franken pro Monat angeboten. Wer nicht mehr solche Mieten zahlen will, soll in Zukunft also vom Staat beim Hauskauf unterstützt werden. Ganz nach dem Motto: «Ihr habt kein Geld für Mieten? Kauft doch einfach Häuser!»